Meine erste Weltreise
Vom November 2015 bis April 2019 war ich offiziell auf erster großer Weltreise. Erste Weltreise deswegen, weil ich auf jeden Fall noch eine, wohl eher aber zwei Weltreisen machen werde, bevor mein Leben vorbei ist. Die Welt ist einfach zu schön und zu groß dafür, um alles in eine Reise zu stopfen!
Meine Reiseroute
Meine erste Weltreise brachte mich in genau 23 Länder auf sechs Kontinenten (nur Nord-und Mittelamerika habe ich komplett ausgelassen) und führte letztendlich dazu, dass ich danach 43 Länder auf insgesamt sieben Kontinenten als erkundet erklären konnte (heute sind es noch mehr). Außerdem kamen mit Australien und Großbritannien nun zwei neue Länder hinzu, in denen ich neben Deutschland gewohnt habe. Das beste an der Route war der Zeitpunkt, als ich meine Pläne in Australien über Bord geworfen habe und einfach nach Lust und Laune gereist bin. Meine spannenden Abenteuer und Überraschungen haben sich so maximiert und mich dahin gebracht, wo ich immer sein sollte. Ich würde wirklich jedem empfehlen, einen Rahmen zu bauen, aber dann nach Lust und Laune ohne Plan zu reisen. Wir haben im Alltag schon genug strikte Pläne.

Asien
Thailand • Laos • Kambodscha • Vietnam • China • Hong Kong • Malaysia • Singapur • Sri Lanka • Indien
Australien
South Australia • New South Wales • Victoria
Europa
Großbritannien • Irland • Portugal
Afrika / Orient
Ägypten • Jordanien • Türkei
Südamerika
Peru • Bolivien • Chile • Argentinien • Uruguay
Antarktis
Halbinsel per Kreuzfahrt
Vom Gedanken zur Tat: eine Weltreise entsteht
Dass ich nach dem Studium sofort auf Weltreise statt in die Endstation Büro gehen wollte, war für mich schon in der Grundschule klar. Da meine Eltern unverständlicherweise totale Reisemuffel sind, habe ich mir mit elf Jahren versprochen, selbst auf große Reise zu gehen, da schließlich niemand anderes meine Wünsche erfüllen kann, außer ich selbst. Mein Fernweh war natürlich bis zur Abreise ungebrochen, doch hatte ich mit eigenständig organisierten Europareisen, zwei Fernreisen und Abenteuern in Deutschland genug zu tun.
Im Sommer 2015 beendete ich dann erfolgreich mein Bachelorstudium in Potsdam und auch mein mühsam zusammen gearbeitetes Erspartes von insgesamt 10.000€ hatte ich bereits beisammen. Es folgte eine Chillphase bis November, in der ich mich von den Strapazen des Studiums und des nebenbei Arbeitens erholen konnte und vor allem meine Gedanken in Richtung Weltreise sortieren konnte. Wenn Du ein Leben lang auf etwas wartest und hinarbeitest und es dann endlich da ist, bist Du erst einmal überwältigt von der Tatsache, dass Du nicht mehr warten musst. Die Monate nach dem Studium, in denen ich viel geschlafen, über die Länder gelesen und in Berlin gefeiert habe, waren absolut notwendig, um mein altes Lebenskapitel abzuschließen und das Neue zu beginnen.

Ein überwältigendes Abenteuer mit Folgen
Wenn ich heute auf meine erste Weltreise zurückblicke, bin ich immer noch überwältigt. Überwältigt von den wunderschönen Ländern, die ich erleben durfte. Überwältigt von den tollen Menschen, die ich getroffen habe. Überwältigt von den Abenteuern, die meine Bucketlist abgehakt haben wie nichts zuvor. Und vor allem überwältigt von den Veränderungen, welche eine Weltreise mit sich bringt. Besonders nachdem ich die Reiseroute in Australien über Bord geworfen hatte und mich den Plänen des Universums hingab, konnte endlich mein richtiges Leben beginnen. Ich war zwar immer schon eine eigensinnige, freiheitsliebende Person mit Hang zum Abenteuer und ich habe mir immer alles erlaubt – egal, ob es von der Gesellschaft akzeptiert war oder nicht – dennoch hat mich erst die Weltreise vollends losgelöst und mir dabei geholfen, vollends ich selbst zu werden.
Positive Folgen meiner Weltreise
Die guten Folgen meiner ersten Weltreise sind wirklich unermesslich. Ich bin nicht nur viel ruhiger, entspannter und gelassener geworden, sondern auch vollends glücklich und zufrieden. Da sich meine Bucketlist hauptsächlich im Bereich Reisen und Abenteuer befindet, dauerte es auch einfach zu lange, diese abzuhaken. Doch als nun die Häkchen Schlag auf Schlag folgten, stellte sich bei mir eine riesige Befriedigung ein, von der ich noch heute zehre. Ich habe inzwischen ein viel größeres Verständnis für die Welt, die verschiedenen Kulturen und Menschen und ich habe mich noch einmal darin bestätigt gefühlt, worum es im Leben wirklich geht: um glücklich sein, um Liebe und um Erfahrungen. Nichts Anderes kannst Du in den Tod mitnehmen. Ich bin ganz losgelöst von Dingen und Ereignissen, an die ich mich jahrelang geklammert habe, denn sie tragen nicht dazu bei, die Dinge zu erfahren, um die es im Leben wirklich geht. Ballast ist nur gut dazu, ihn so rasch wie möglich abzuwerfen, um höher zu steigen.

Neben einem glücklicheren und leichteren Lebensgefühl bin ich vor allem auch erwachsen geworden. Ich war zugegebenermaßen mit meinen Gedanken und Wünschen immer etwas außerhalb meiner Peergroup angesiedelt und ich interessierte mich für Dinge, die andere in meinem Alter nicht einmal kannten; doch würde ich mich tatsächlich erst seit 2019 als Erwachsene bezeichnen. Ich habe gelernt, dass ich mich 100%ig auf mich selbst verlassen kann und mit meiner eigenen Willenskraft und mit meinem eigens verdienten Geld alles erreichen kann. Das Geld kam während der Reise noch von schrecklichen Gelegenheitsjobs, die sich durch mein ganzes Studium zogen und mir wirklich keine einfache Zeit bescherten – bis ich nach London kam, wo ich schlussendlich sechs Jahre gelebt habe (wenn ich nicht gerade monatelang auf Reisen war).
Im Gegensatz zu Deutschland, wo ich als Studentin trotz zehn Praktika, verschiedener Fremdsprachen und Begabungen nicht mal eine Chance auf einen studentischen Bürojob hatte, wurde ich in England plötzlich mit Beifall empfangen. Ein Studienabschluss, viele Qualifikationen und Mehrsprachigkeit werden hier nicht als „Überqualifizierung“ einsortiert, sondern dienen als absoluten Garant dafür, dass Du jede gut bezahlte Stelle bekommst. Und so war es dann tatsächlich auch: erst hier in London erreichte ich die Ebene der gut und dann überdurchschnittlich gut bezahlten Bürojobs, die mir bis heute mein Brot auf den Tisch bringen und meine nächsten Abenteuer und Reisen finanzieren. Ich werde London auf ewig dankbar sein für die Tatsache, dass ich eine Chance bekommen habe, die über eine Mentalität von „Es ist Dein erster Job, also bekommst Du nur 1400€ netto im Monat“ – Abfertigung hinausgeht. Jeder, der eine angemessene und gute akademische Ausbildung hat, sollte definitiv mehr bekommen als das, was in Berlin als Durchschnitt gehandelt wird.

Ein Blog und ein Buch werden geboren
Nachdem ich neun Monate glücklich um die Welt gereist war, machte sich in mir das Gefühl des Teilens breit. Ich wollte so gerne mehr als meine Freunde und Familie an meinen Reisen teilhaben lassen und auch Fremde dazu inspirieren, ihre Reiseträume auszuleben. Aus meinem direkten Umfeld kannte ich so viele Leute, die sich einfach nicht getraut hatten ihren Job zu kündigen und loszureisen, da der gesellschaftliche Druck für sie zu groß war. Das konnte ich auch nachvollziehen, nur hat mich der Gesellschaftsdruck nie davon abgehalten, meine Träume zu leben. Schließlich leben wir alle für uns allein und wir müssen tagtäglich mit uns selbst auskommen. Wir werden mit unseren inneren Gefühlen sterben und wer möchte auf seinem Sterbebett schon sein ganzes Leben bereuen?
Mir war es wichtig, meinen Reiseerfahrungen, Geschichten und Lektionen eine Plattform zu geben, die andere inspiriert. So wurde Weltgefühle schließlich 2016 ins Leben gerufen und 2017 publiziert. Schreiben und Bloggen hat mir immer große Freude bereitet und ich möchte diese Hobbies auf jeden Fall aufrechterhalten – auch in Hinblick auf aktuell eher wenig Freizeit aufgrund meines Jobs. Motiviert und berührt haben mich auch die Geschichten von meinen Lesern*innen, die sich im Laufe der Zeit bei mir gemeldet haben. Ich freue mich immer sehr, wenn ich jemanden zum Reisen motivieren kann und ich bin stolz darauf, wenn solche Reisen dadurch geschehen, dass mein Blog gelesen wird. Das ist für mich das schönste Geschenk!

Im Jahr 2017 veröffentlichte ich ebenfalls mein erstes eBook „Chai um Mitternacht – Reisemomente außerhalb der Zeit“ über meine Zeit in Asien. Ich habe während der gesamten neun Monate Tagebuch geführt und dieses schließlich professionell aufgearbeitet und mit 200 Fotos versehen, die regen Anklang gefunden haben. Ich möchte mich noch einmal herzlich bei allen bedanken, die mich mit einem Kauf des Buches unterstützt haben und mich damit motivieren, weitere Bücher zu schreiben. Die Veröffentlichung eines Buches war immer einer meiner großen Lebensträume und ich bin glücklich darüber, das erste von hoffentlich noch vielen weiteren Büchern erfolgreich veröffentlicht zu haben.
Chai um Mitternacht Ist ein inspirierendes Reisetagebuch für alle, die sich noch nicht ganz trauen, einfach für eine gewisse Zeit alles hinzuschmeißen und ihre Reiseträume in Asien auszuleben. Ich möchte, dass meine Erfahrungen Dich motivieren, es trotzdem zu tun! Ich möchte Deine Meinung ändern! Hier geht es zu meinem ersten eBook von 2017.
Negative Folgen meiner Weltreise
Ich habe durch meine Erfahrungen auf Weltreise eine solche Wandlung vollzogen, dass ich irgendwann merkte, wie Freundschaften und Partnerschaften andere Wege gingen. Besonders von meinem ehemaligen Freundeskreis war ich enttäuscht und erschüttert: wo ich einst noch zahlreiche Freunde und Bekannte in ganz Deutschland hatte, fielen 50% einfach so weg. Auf einmal meldeten sich Bekannte nicht mehr und die Freunde, die gesagt hatten, sie würden immer an meiner Seite bleiben und auf mich warten, waren die ersten, die gingen. Ich wurde konfrontiert mit Leuten, die nicht in der Lage waren, Freundschaften außerhalb der Stadtgrenzen aufrechtzuerhalten. WhatsApp Sprachnotizen wurden nur noch mit Verzögerung und dann gar nicht mehr beantwortet. Was war nur passiert?
Mittlerweile weiß ich einfach, dass manche Leute keinen Kontakt außerhalb Ihrer Hood halten können und dies ist auch in Ordnung, weil wir eben alle verschieden sind. Auch habe ich irgendwann begriffen, dass meine innerlichen Veränderungen so groß waren, dass es schlicht und einfach nicht möglich war, diese aus Entfernung zu verstehen. Ich selbst war auch sehr überrascht von den Neuerungen; wie sollte es da also den Hinterbliebenen in Deutschland gehen? Oft wurde ich von Freunden konfrontiert damit, wieso ich plötzlich dies und das dachte und mich nicht mehr so und so verhielt. Warum ich meinen Kleidungsstil änderte, warum ich auf einmal von anderen Zielen und anderen Wünschen sprach und warum ich nicht zurück nach Berlin kam, der für mich immer noch schönsten Stadt unter der Sonne. Ich verstehe auch das heute, denn mein Leben hat sich ganz anders entwickelt als das der Hinterbliebenen, die noch heute genau das machen wie 2015, als ich alles hinter mir ließ. Und das ist in Ordnung so, denn jeder soll das machen, was er oder sie machen will. Meine Wünsche sind nicht die Wünsche der anderen.

Was bis heute bleibt
Doch auch die negativen Folgen der Weltreise sind eigentlich positiv: inzwischen bin ich nur noch umgeben von dem „harten Kern“ an Freunden, die genauso denken wie ich selbst und ich bin seit Jahren in einer Beziehung, in der sich mein Verlobter und ich gemeinsam ein Leben am anderen Ende der Welt aufgebaut haben. Ich weiß heute, dass ich meine Zeit nicht mehr mit Leuten verschwenden werde, die mich nicht verstehen, mich hinterfragen oder schlicht und einfach ein so anderes Mindset haben, sodass sie das Leben aus einer ganz anderen Perspektive sehen. Einer Perspektive, der ich nichts abgewinnen kann. Es ist okay, Menschen ziehen zu lassen.
Rückblickend bin ich dankbar, dass ich es mir selbst ermöglicht habe, meinen größten Lebenstraum zu leben und meine Weltreise Wirklichkeit werden zu lassen. Ich hätte niemals so viel erlebt und gelernt, wenn ich einfach nur in Berlin geblieben wäre. Auch, wenn Berlin für immer meine Heimat und die schönste Stadt unter der Sonne sein wird, wurde mir erst durch die Weltreise klar, wie viel wir vom Leben verpassen, auch, wenn wir Zuhause zufrieden sind. Meine Weltreise hat mir mehr gebracht, als ich es jemals für möglich gehalten hätte: Lebensfreude, Lebenszufriedenheit, Lebenserfahrung, Weisheit, Wissen, Bucketlist-Häkchen – aber auch eine gut bezahlte Karriere, internationale Freunde und die Liebe meines Lebens, die ich in Kürze heiraten werde. Wäre ich nicht auf Weltreise gegangen, wäre ich immer noch auf der Suche nach dem Leben, umgeben von Leuten, die sich nicht weiterentwickeln und ich wäre immer noch allein, denn meinen südafrikanischen Soulmate habe ich in London getroffen und nicht in Berlin. Kurzum: ohne die Weltreise wäre ich niemals bei mir selbst angekommen und auch niemals wirklich glücklich geworden.

Meine erste Weltreise und die aktuelle Gegenwart
Zusammen mit meinem Verlobten lebe ich heute nach über sechs Jahren in London in Südafrika, der Heimat meines Partners. Hier haben wir uns gemeinsam ein Leben aufgebaut, welches durch das Bauen unseres Traumhauses und der Adoption unserer drei Hunde gekrönt wurde – noch bevor unsere Hochzeit ansteht. Nach einem hektischen Lebensstil in den Hauptstädten Europas, sowie einer abenteuerlichen und atemberaubenden, dreieinhalb Jahre andauernden Weltreise war für mich schnell klar, dass ich nun endlich mein Nest bauen möchte, um sesshaft werden zu können. Die Sehnsucht nach Stille, tropischer Natur und Zeit mit meiner Familie sind für mich und auch für meinen Partner die wichtigsten Antriebe, um das Leben in Europa hinter uns zu lassen und etwas komplett Neues zu wagen: ein Leben im afrikanischen Busch, fernab vom High-Key-Lifestyle. Wir haben Firlefanz und Glitzertanz gegen Tropensonne, Safaris und Muße getauscht. Low-Key ist das Motto, denn mit Mitte 30 ist für mich klar: ich habe mir so große Mühe mit meiner Bucketlist, Reisen und dem Leben gegeben, dass ich nun von meinen Erinnerungen leben kann. Ich weiß heute, dass ich nichts verpasst habe sodass ich endlich den Moment genießen und im Hier und Jetzt leben kann. Langsam, mit Sonnenuntergang und Grillenzirpen. Natürlich werden mein Verlobter und ich immer reisen, jedoch haben wir nun keine Eile mehr, da die FOMO verflossen ist.

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