Meine erste Weltreise
Vom 28. November 2015 bis 07. April 2019 war ich offiziell auf erster großer Weltreise. Erste Weltreise deswegen, weil ich auf jeden Fall noch eine, wohl eher aber zwei Weltreisen machen werde, bevor mein Leben vorbei ist. Die Welt ist einfach zu schön und zu groß dafür, um alles in eine Reise zu stopfen!
Meine Reiseroute
Meine erste Weltreise brachte mich in genau 23 Länder auf sechs Kontinenten (nur Nord-und Mittelamerika habe ich aus Kostengründen komplett ausgelassen) und führte letztendlich dazu, dass ich danach 43 Länder auf insgesamt sieben Kontinenten als erkundet erklären konnte (heute sind es 60). Außerdem kamen mit Australien und Großbritannien nun zwei neue Länder hinzu, in denen ich neben Deutschland gewohnt habe. Ich besitze heute sogar auch die britische Staatsangehörigkeit und bin somit Deutsch-Britin. Wer hätte das gedacht?! Das beste an der Route war der Zeitpunkt, als ich meine Pläne in Australien über Bord geworfen habe und einfach nach Lust und Laune gereist bin. Meine spannenden Abenteuer und Überraschungen haben sich so maximiert und mich dahin gebracht, wo ich immer sein sollte. Ich würde wirklich jedem empfehlen, einen Rahmen zu bauen, aber dann nach Lust und Laune ohne Plan zu reisen.
Asien
Thailand • Laos • Kambodscha • Vietnam • China • Hong Kong • Malaysia • Singapur • Sri Lanka • Indien
Australien
South Australia • New South Wales • Victoria
Europa
Großbritannien • Irland • Portugal
Afrika / Orient
Ägypten • Jordanien • Türkei
Südamerika
Peru • Bolivien • Chile • Argentinien • Uruguay
Antarktis
Halbinsel per Kreuzfahrt
Vom Gedanken zur Tat: eine Weltreise entsteht
Dass ich nach dem Studium sofort auf Weltreise statt in die Endstation Büro gehen wollte, war für mich schon in der Grundschule klar. Da meine Eltern unverständlicherweise totale Reisemuffel sind, habe ich mir mit elf Jahren versprochen, selbst auf große Reise zu gehen, da schließlich niemand anderes meine Wünsche erfüllen kann, außer ich selbst. Mein Fernweh war natürlich bis zur Abreise ungebrochen, doch hatte ich mit eigenständig organisierten Europareisen, zwei Fernreisen und Abenteuern in Deutschland genug zu tun.
Im Sommer 2015 beendete ich dann erfolgreich mein Studium der Philosophie und Geschichte in Potsdam und auch mein mühsam erarbeitetes Erspartes von insgesamt 10.000€ hatte ich bereits beisammen. Es folgte eine Chillphase bis Ende November, in der ich mich von den Strapazen des Studiums und des nebenbei Arbeitens erholen konnte und vor allem meine Gedanken in Richtung Weltreise sortieren konnte. Wenn Du ein Leben lang auf etwas wartest und hinarbeitest und es dann endlich da ist, bist Du erst einmal überwältigt von der Tatsache, dass Du nicht mehr warten musst. Die Monate nach dem Studium, in denen ich viel geschlafen, über die Länder gelesen und in Berlin gefeiert habe, waren absolut notwendig, um mein altes Lebenskapitel abzuschließen und das Neue zu beginnen.
Ein überwältigendes Abenteuer mit Folgen
Wenn ich heute auf meine erste Weltreise zurückblicke, bin ich immer noch überwältigt. Überwältigt von den wunderschönen Ländern, die ich erleben durfte. Überwältigt von den tollen Menschen, die ich getroffen habe. Überwältigt von den Abenteuern, die meine Bucketlist abgehakt haben wie nichts zuvor. Und vor allem überwältigt von den Veränderungen, welche eine Weltreise mit sich bringt. Besonders nachdem ich die Reiseroute in Australien über Bord geworfen hatte und mich den Plänen des Universums hingab, konnte endlich mein richtiges Leben beginnen. Ich war zwar immer schon eine eigensinnige, freiheitsliebende Person mit Hang zum Abenteuer und ich habe mir immer alles erlaubt – egal, ob es von der Gesellschaft akzeptiert war oder nicht – dennoch hat mich erst die Weltreise vollends losgelöst und mir dabei geholfen, vollends ich selbst zu werden.
Positive Folgen meiner Weltreise
Die guten Folgen meiner ersten Weltreise sind wirklich unermesslich. Ich bin nicht nur viel ruhiger, entspannter und gelassener geworden, sondern auch vollends glücklich und zufrieden. Da sich meine Bucketlist hauptsächlich im Bereich Reisen und Abenteuer befindet, dauerte es auch einfach zu lange, diese abzuhaken. Doch als nun die Häkchen Schlag auf Schlag folgten, stellte sich bei mir eine riesige Lebensbefriedigung ein, von der ich noch heute zehre. Ich habe inzwischen ein viel größeres Verständnis für die Welt, die verschiedenen Kulturen und Menschen und ich habe mich noch einmal darin bestätigt gefühlt, worum es im Leben wirklich geht: um glücklich sein, um Liebe und um Erfahrungen. Nichts Anderes kannst Du in den Tod mitnehmen. Ich bin ganz losgelöst von Dingen und Ereignissen, an die ich mich jahrelang geklammert habe, denn sie tragen nicht dazu bei, die Dinge zu erfahren, um die es im Leben wirklich geht. Ballast ist nur gut dazu, ihn so rasch wie möglich abzuwerfen, um höher zu steigen.
Neben einem glücklicheren und leichteren Lebensgefühl bin ich vor allem auch erwachsen geworden. Ich war zugegebenermaßen mit meinen Gedanken und Wünschen immer etwas außerhalb meiner Peergroup angesiedelt und ich interessierte mich für Dinge, die andere in meinem Alter nicht einmal kannten; doch würde ich mich tatsächlich erst seit meinem 30. Geburtstag als Erwachsene bezeichnen. Ich habe gelernt, dass ich mich 100%ig auf mich selbst verlassen kann und mit meiner eigenen Willenskraft und mit meinem eigens verdienten Geld alles erreichen kann. Das Geld kam während der Reise noch von anstrengenden und schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs, die sich durch mein ganzes Studium zogen und mir wirklich keine einfache Zeit bescherten – bis ich nach London kam.
Glückliche Chancen und Begegnungen
Im Gegensatz zu Deutschland, wo ich als Studentin trotz zehn Praktika, verschiedener Fremdsprachen und Qualifikationen nicht mal eine Chance auf einen studentischen Bürojob hatte, wurde ich in England plötzlich mit Beifall empfangen. Ein Studienabschluss, viele Qualifikationen und Mehrsprachigkeit werden hier nicht als „Überqualifizierung“ einsortiert, sondern dienen als absoluten Garant dafür, eine gut bezahlte Stelle zu bekommen und beruflich schneller aufzusteigen. Und so war es dann tatsächlich auch: erst hier in London erreichte ich die Ebene der gut bezahlten Bürojobs und vor allem die ersten drei Stufen meiner Karriere. Ich habe innerhalb von viereinhalb Jahren ein gewisses Level erreicht, was in Deutschland doppelt so lange gedauert hätte. Bis heute bringt mir meine UK Berufstätigkeit das Brot auf den Tisch und hilft mir, meine nächsten Abenteuer und Reisen zu finanzieren. Ich werde London auf ewig dankbar sein für die Tatsache, dass ich eine wahre Chance bekommen habe, die über eine Mentalität von „Es ist Dein erster Job, also bekommst Du nur 1400€ netto im Monat“ – Abfertigung hinausgeht. Jeder, der eine angemessene und gute akademische Ausbildung hat, sollte definitiv mehr bekommen als das, was in Berlin als Durchschnitt gehandelt wird.
Eine weitere positive Folge meiner Weltreise ist die Tatsache, dass ich die Liebe meines Lebens in London getroffen habe. Von einem ersten Kennenlernen auf einem Braai (südafrikanischer Slang für Barbeque) bei gemeinsamen Freunden über wunderschöne Reisen und Abenteuer bishin zur aktuellen Gegenwart, wo wir nicht nur ein eigenes Haus bauen, sondern auch inzwischen verlobt sind. Wir haben viele Zukunftspläne, die wir nun eins nach dem anderen in die Tat umsetzen. Und wenn es soweit ist, werde ich diese auch teilen. Ich bin so dankbar, dass mich meine Weltreise und auch frühere Beziehungserfahrungen in die Arme der richtigen Person haben gleiten lassen. Alles passiert aus Gründen und alles hat einen tieferen Sinn.
Der Blick auf das Opernhaus von Sydney, Australien (2017).
Ein Blog und ein Buch werden geboren
Nachdem ich neun Monate glücklich um die Welt gereist war, machte sich in mir das Gefühl des Teilens breit. Ich wollte so gerne mehr als meine Freunde und Familie an meinen Reisen teilhaben lassen und auch Fremde dazu inspirieren, ihre Reiseträume auszuleben. Aus meinem direkten Umfeld kannte ich so viele Leute, die sich einfach nicht getraut hatten ihren Job zu kündigen und loszureisen, da der gesellschaftliche Druck und die Angst der Ungewissheit für sie zu groß war. Das konnte ich auch nachvollziehen, nur hat mich der Gesellschaftsdruck nie davon abgehalten, meine Träume zu leben. Ich hatte und habe auch immer noch die größte Angst davor zu sterben, bevor ich fertig gelebt habe. Das war schon immer meine Motivation und deswegen hat tatsächlich auch immer alles geklappt. Außerdem leben wir alle für uns allein und wir müssen tagtäglich mit uns selbst auskommen. Wir werden mit unseren inneren Gefühlen sterben und wer möchte auf seinem Sterbebett schon sein verpasstes Leben bereuen?
Mir war es wichtig, meinen Reiseerfahrungen, Geschichten und Weisheiten eine Plattform zu geben, die andere inspiriert. So wurde Weltgefühle schließlich 2016 ins Leben gerufen und 2017 publiziert. Schreiben und Bloggen hat mir immer große Freude bereitet. Motiviert und berührt haben mich auch die Geschichten von meinen Lesern*innen, die sich im Laufe der Zeit bei mir gemeldet haben. Ich freue mich immer sehr, wenn ich jemanden zum Reisen motivieren kann und ich bin stolz darauf, wenn solche Reisen dadurch geschehen, dass mein Blog gelesen wird. Das ist für mich das schönste Geschenk!
Im Jahr 2017 veröffentlichte ich ebenfalls mein erstes eBook „Chai um Mitternacht – Reisemomente außerhalb der Zeit“ über meine Zeit in Asien. Ich habe während der gesamten neun Monate Tagebuch geführt und dieses schließlich professionell aufgearbeitet und mit 200 Fotos versehen, die regen Anklang gefunden haben. Ich möchte mich noch einmal herzlich bei allen bedanken, die mich mit einem Kauf des Buches unterstützt haben und mich damit motivieren, weitere Bücher zu schreiben. Die Veröffentlichung eines Buches war immer einer meiner großen Lebensträume und ich bin glücklich darüber, das erste von hoffentlich noch vielen weiteren Büchern erfolgreich veröffentlicht zu haben.
Chai um Mitternacht ist ein inspirierendes Buch für alle, die sich noch nicht sicher sind, ob eine Langzeitreise durch Asien oder gar eine Weltreise geeignet sind. Vielleicht entscheidest Du Dich am Ende ja doch, es trotzdem zu tun? Denn was bleibt vom Leben sind nicht die Tage, die wir am Büroschreibtisch verbringen, sondern die Erfahrungen und Erlebnisse, die wir im Laufe unseres Lebens einsammeln. Hier geht es zu meinem ersten eBook von 2017.
Negative Folgen meiner Weltreise
Ich habe durch meine Erfahrungen auf Weltreise eine solche Persönlichkeitswandlung vollzogen, dass ich irgendwann merkte, wie Freundschaften nicht mehr das waren, was ich glaubte zu fühlen. Besonders von meinem ehemaligen Freundeskreis war ich enttäuscht und erschüttert: 50% fielen mit einem mal einfach so weg. Auf einmal meldeten sich Bekannte nicht mehr und die Freunde, die gesagt hatten, sie würden immer an meiner Seite bleiben und auf mich warten, waren die ersten, die gingen. Ich wurde konfrontiert mit Leuten, die nicht in der Lage waren, Freundschaften außerhalb der Stadtgrenzen aufrechtzuerhalten. WhatsApp Sprachnotizen wurden nur noch mit Verzögerung und dann gar nicht mehr beantwortet, obwohl ich mich immer trotz wirklich schwieriger WiFi-Umstände regelmäßig gemeldet hatte.
Mir dämmerte es dann irgendwann, dass manche Freunde*innen mich eben nicht so sehr liebten wie ich sie liebte. Mir wurde klar, dass manche Leute nur Freundschaften in ihrer eigenen Hood aufrechterhalten können und dass manche Menschen auch keinen Wert darauf legen, langjährige Freundschaften zu pflegen, da kurzfristig ja immer jemand da ist. Auch hatte ich dann begriffen, dass meine innerlichen Veränderungen einfach zu groß waren, um diese aus der Entfernung zu verstehen. Ich selbst brauchte schon eine gewisse Weile um mein neues Ich zu bestätigen und zu akzeptieren, dass ich nun komplett neue Lebenspläne machen muss. Ich war eben nicht mehr die partywütige Studentin mit Wegbier in der Hand und Turnbeutel auf dem Rücken. Oft wurde ich mit Erstaunen beäugt, wenn ich mit ehemaligen Freunden*innen über diverse Themen sprach. Viele waren komplett sprachlos und verwirrt über meine neuen Ansichten und über neue Wünsche und waren nicht in der Lage zu verstehen, dass Reisen die Persönlichkeit reifen lässt und dass dies ein natürlicher Prozess war, der mich auch hat erwachsen werden lassen.
Alles geschieht aus Gründen
Ich verstehe heute, dass sich die Distanz zwischen diversen ehemaligen Freunden*innen und mir auch dadurch entwickelt hat, dass diese in den letzten acht Jahren nicht viel an ihrem Leben geändert haben. Alle sind noch immer in Deutschland, haben wenig erlebt und sind wenig gereist. Kaum eine*r hat Träume Wirklichkeit werden lassen und sich stattdessen nur darauf eingeschossen zu meckern über all das, was nicht funktioniert. Mit so einem Mindset kann ich heute nichts mehr anfangen. Ich bin dankbar, dass die falschen Leute Platz gemacht haben für diejenigen, die bis zum Ende in meinem Leben bleiben wollen. Im Endeffekt müssen wir alle selbst wissen, was wir tun und manchmal sind Menschen eben nur Abschnittsbegleiter. Doch was bleibt, ist nach dem Vergeben immer noch die Enttäuschung.
Doch auch die negativen Folgen der Weltreise sind eigentlich positiv: inzwischen bin ich nur noch umgeben von dem „harten Kern“ an Freunden*innen, die genauso denken wie ich selbst und ich bin nach zehn Jahren Suche nach meinem persönlichen „Forever“ nun auch mit dem Richtigen verlobt. Ich bin froh, dass ich meine Menschen gefunden habe, die ich freundschaftlich und als Ehemann lieben kann und ich bin erleichtert, dass sich die Trittbrettfahrer*innen früh genug gezeigt haben. Ich habe inzwischen andere Ansprüche an Freundschaften und investiere meine Zeit und Liebe nur noch dann, wenn diverse Boxen getickt werden können. Gewisse Dinge toleriere ich überhaupt nicht mehr und da mache ich auch absolut keine Kompromisse. Auch ist es okay, viele Leute zu kennen und viele Bekannte zu haben, denn der tiefgründige Kern kann ruhig klein bleiben. Heute, mit Mitte 30, habe ich aufgrund von Vollzeitarbeit und persönlichen Zielen sowieso weniger Zeit für soziale Kontakte und Hobbies, sodass ich auch gar keinen größeren Kreis mehr bedienen könnte. Und das ist okay so, wie es ist.
Meine erste Weltreise und die aktuelle Gegenwart
Nach sechseinhalb Jahren in London bauen mein Verlobter und ich uns gerade unser Traumhaus. Nebenbei habe ich gerade meinen Job gewechselt, um eine höhere Position anzutreten, habe mein Masterstudium der Vertriebspsychologie und des Managements begonnen und vor kurzem auch noch meine doppelte Staatsbürgerschaft erworben. Ich bin nun offiziell stolze Deutsch-Britin! Wie ich schon gesagt habe, ich werde dem UK ewig dankbar sein, dass ich hier erwachsen werden durfte und auch beruflich besser und erfolgreicher Fußfassen konnte als in Deutschland. Ein Teil Großbritanniens zu sein, macht mich stolz. Aber ich habe natürlich auch meine deutschen Wurzeln nach acht Jahren abroad nicht vergessen, ganz im Gegenteil! Mein Verlobter und ich haben derweil noch viele andere Pläne, die wir in den nächsten drei Jahren umsetzen werden, doch sind diese noch nicht spruchreif. Fest steht aber, dass ich dem Reisen und dem Abenteuer nach wie vor für immer verschrieben sein werde, jedoch erstmal nicht mehr in Vollzeit. Doch die zweite Weltreise kommt bestimmt, denn sie ist schon in meinem Kopf geplant!
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