Am 27. April 2019 ist Weltgefühle zwei Jahre alt geworden. Dieses Mal habe ich den Geburtstag nicht großartig gefeiert, obwohl ich es vielleicht hätte tun sollen. Doch nachdem ich viereinhalb Monate von Afrika nach Südamerika in die Antarktis und zurückgereist bin und dann entschieden habe, dass ich zurück nach London muss, brauchte ich erst einmal eine kleine Weile um zu realisieren, was eigentlich passiert ist. Ich hatte keinen Kopf für das Bloggen, keinen Kopf für Nachrichten und soziale Medien, keinen Kopf für etwas Anderes als die Gegenwart und mein Settle In. Alles hat mehr als gut geklappt, doch nun ist auch schon Mai und die Zeit ist vergangen wie im Flug. In diesem Artikel möchte ich Dir gern erzählen, was mir in den letzten Wochen so durch den Kopf gegangen ist und wieso Weltgefühle auf Eis lag. Los geht’s!
Ende der Weltreise: meine letzten viereinhalb Monate abroad
Als ich Ende November 2018 London verließ, war ich mehr als reif zu gehen. Ich brauchte eine Auszeit, eine Pause und Zeit zum Sein und zum Nachdenken. Ich wollte mich von den Challenges der letzten zwei aufregenden Jahre auf Reisen erholen und mich sammeln und nebenbei die Welt entdecken. Und was soll ich sagen? Viereinhalb Monate in Afrika, Südamerika und in der Antarktis waren einfach nur mindblowing und wunderschön! Ich habe den Input, die Sehenswürdigkeiten und vor allem das Gefühl der Fremde, welche vertraut wird, einfach gebraucht. Ich konnte meine Flügel wieder ausspannen und leicht und unbeschwert fliegen. Die viereinhalb Monate waren meine längste Soloreise und ich hätte es mir nicht besser vorstellen können – auch, wenn mein Partner in London verweilte und mich nur zwei Wochen besuchen konnte. Meine Fernbeziehung entwickelte sich so gut, dass wir uns näherstanden denn je. Er gab mir den Freiraum den ich brauchte, um weiterhin Häkchen zu setzen, mich zu erholen und zu reflektieren. Ich konnte nicht vor meinen Gedanken weglaufen und mich nicht in Arbeit oder Wochenendbetäubung flüchten. Für mich ein Traum!
Und während der viereinhalb Monate Überwinterungszeit auf der Südhalbkugel habe ich plötzlich deutlich gesehen, was ich für mein neues Jahrzehnt die Dreißiger haben möchte. Nachdem ich in meinen goldenen Zwanzigern unglaublich laut und doll und oft auf die Pauke gehauen habe, habe ich jetzt Ziele, die komplett anders sind als meine vorherigen. Ich wurde nicht nur älter, sondern auch ruhiger, gesetzter, spießiger. Meine Wünsche haben sich in den letzten drei Jahren völlig verändert. Weil ich endlich die Hälfte meiner Bucketliste abgehakt habe, toxische Menschen aus meinem Leben entfernt und neue Grenzen gezogen habe. Alles hat sich verändert und ich freue mich sehr auf die Zukunft. Ich möchte mich nun eher in die ruhigere Ecke verziehen und es mir dort in eigenen vier Wänden gemütlich machen, denn mein großes Motto ist nun, Dinge anders zu tun als zuvor. Denn wer immer nur das gleiche tut, wird keine neuen Erfahrungen machen. Was sich geändert hat, werde ich Dir eines Tages erzählen. Sei Dir nur sicher: es hat mich von den Socken gehauen und ich musste erst lernen, meine neuen Wünsche anzunehmen, weil ich nicht ahnte, dass sie in mir schlummerten.
Meant to be : Meine Rückkehr nach London ist geglückt
Meine Rückkehr nach London war vergleichsweise einfach und wirklich bequem: schon von Südamerika aus konnte ich mir einen neuen, wirklich guten Job über LinkedIn angeln, der mir wirklich Spaß macht. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass mich ein Job nicht nach zwei Wochen langweilt und es ist das erste Mal, dass mich ein Job richtig fordert, was mir und meinen grauen Zellen wirklich echt guttut! Dennoch musste ich mich daran gewöhnen, nun wieder 42 Stunden arbeiten zu gehen (in Großbritannien haben nur die wenigsten Unternehmen am Freitag früher Schluss) und dann auch noch in regulären Zeiten von 8 Uhr bis 17 Uhr (vorher arbeitete ich gemäß meiner Morgenmenschfunktion von 6:45 Uhr bis 15 Uhr). Meine Wochentage sind nun straff und effektiv durchgeplant. Und es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich damit okay bin!
Auch hatte ich bereits meine temporäre Wohnung gesichert, bevor ich zurück nach London kam. Über gemeinsame Freunde meines Partners habe ich mir ein WG-Zimmer von April bis Juni in Raynes Park in Südlondon sichern können, wo ich wohne, bis ich mit einer südafrikanischen Freundin zusammenziehe. Die erste Miete war auch schon beglichen, der Schlüssel von meinem Partner abgeholt worden und schon konnte ich direkt nach dem Landen einziehen. Mein neuer Mitbewohner entpuppte sich darüber hinaus als eine gute Seele – und noch dazu war er genauso ordentlich wie ich! Dies ist mir in Anbetracht der sonstigen britischen Lebensgewohnheiten in Häusern äußerst wichtig und trägt zu meinem Wohlbefinden bei. Somit schlitterte ich direkt bequem in meine neue Wohnung und gewann dazu noch einen neuen, guten Freund.
Neben meinem neuen Setup von Job und Wohnung kam dann noch meine neue Ambition dazwischen, die ich nach Jahren der Faulheit endlich erfolgreich etabliert habe: Sport. Ich gehe nun fünf Tage die Woche ins Gym, da ich aktiv Muskeln aufbauen will, das Jelly (wie ich es nenne) abbauen und meine Figur formen möchte. Ich habe meine ohnehin schon gesunde Ernährung erneut komplett umgestellt und ziehe auch mein Sportprogramm erfolgreich durch. Da hilft es natürlich auch sehr, dass mein Partner Personaltrainer und Lifecoach ist! Für mich ist das Gym eine der größten Herausforderungen meines Lebens, auch wenn ich schon wirklich schlimme Zustände und Abgründe überstanden habe. Warum mir Sport so schwer fiel, kann ich nicht genau sagen. Ich habe immer Yoga gemacht und als Kind Tennis gespielt, doch so richtig sportlich bin ich erst jetzt geworden. Ich genieße jeden Tag im Gym und mir fehlt mein Workout sogar, wenn es Wochenende ist. Diese positive Entwicklung kostet mich nun auch Zeit, denn jeden Tag nach der Arbeit geht es ins Gym, was zum Glück gleich gegenüber ist. Dennoch brauchte ich ganze vier Wochen, um mich daran zu gewöhnen.
Ein weiterer Faktor, der eine Pause von mir abverlangte, war der kleine Re-Kulturschock, der nach viereinhalb Monaten auf anderen Kontinenten bei mir aufgetreten ist. Auch wenn die britische Kultur und die westliche Welt meine Heimat und somit vertraut sind, fand ich viele Sachen am Anfang sehr seltsam und auch die Tatsache, dass es hier Regeln gibt, an die sich Menschen halten, verlangte viel von mir ab. Ich musste mich daran gewöhnen, dass Menschen um mich herum wieder Englisch sprechen und verstehen, was – zugegebenermaßen – eine große Erleichterung für mich war. Nun bin ich in jedem Falle wieder ganz in der Kultur angekommen und suhle mich förmlich in den Eigenheiten der Briten, die ich so schrecklich vermisst habe.
Ich bin so zu der Konklusion gekommen, dass der reibungslose Ablauf und mein Neustart in London nur so einfach passiert sind, weil es für mich meant to be ist, in Großbritannien zu sein und nicht in Australien, der Karibik oder in Afrika. Hier bin ich Zuhause; hier habe ich alles, was ich brauche und alles, wonach ich momentan fragen kann. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit einem Leben, was überwiegend aus Arbeit, Gym und wenig Freizeit besteht, zufrieden bin. Denn in den letzten 30 Jahren habe ich so intensiv gelebt und auf die Pauke gehauen, dass ich tatsächlich gesättigt bin. Natürlich habe ich noch die Hälfte meiner Bucketlist offen, aber ich habe auch noch die zweite Hälfte meines Lebens vor mir. Meine Fomo ist Geschichte!
Eine Zukunftsvision: meine Gedanken zu Weltgefühle
Da ich nun viel mehr zu tun habe als zuvor, ist es für mich schwierig, jede Woche neue Artikel auf Weltgefühle zu posten. Ich liebe meinen Blog und ich bin stolz, dass ich ihn seit über zwei Jahren betreibe, jedoch fehlt mir einfach die Muße, mich jede Woche hinzusetzen. Daher werde ich ab sofort nur noch alle zwei Wochen bloggen; mehr nur dann, wenn ich es einplanen möchte. Meine wenige Freizeit ist mir heilig und ich verbringe diese auch gern mit meinen Freunden und mit meinem Partner, da ich diese sehr liebe. Ich bin gerne in London (und der Welt) unterwegs und möchte auch einfach mal nur sein und nur genießen. Trotzdem ist Weltgefühle mein Herzensprojekt und wird es auch immer sein. Es gibt so viele Artikel, die ich noch schreiben will und so viele Orte, von denen ich Dir noch berichten möchte… als nächstes unbedingt von meiner Antarktisreise. Keine Sorge, ich werde nicht verschwinden! Weltgefühle soll noch viele weitere Geburtstage haben…
Danke, dass Du da bist. Ich habe Dich vermisst!
Deine
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