Ein Backpacker in einem Feld (Pixabay).

Wer sich dazu entscheidet, länger backpacken zu gehen, der wird nicht nur mit tollen Erlebnissen, einer abgehakten Bucketlist und vielen wunderschönen Momenten belohnt, sondern vor allem auch mit innerem Wachstum. Es gibt immer noch Menschen die denken, Reisen sei eine Flucht vor sich selbst. Dabei können dies wirklich nur Menschen sagen, die selber nie gereist sind, denn genau das Gegenteil ist der Fall! Wer den nötigen Abstand zu seinem Alltagsleben bekommt, der kann Dinge plötzlich aus einem anderen Blickwinkel sehen, sich selbst erkennen, an sich arbeiten und Dinge verändern. Aus eigener Erfahrung heraus kann ich sagen, dass meine Weltreise die größte Reifeprüfung meines Lebens war und sogar meinen Bachelorabschluss in den Schatten gestellt hat. Wer denkt, nach der Uni eine Transformation erlebt zu haben, der muss erst einmal backpacken versuchen! In diesem Artikel geht es daher nun um zehn Dinge, die Du nur beim Backpacken lernen kannst.

1.Backpacken lehrt mehr über das Leben als die Uni

Die wichtigste Lektion über die Wunder des Backpackens ist die Tatsache, dass Du in kurzer Zeit unglaublich viel lernst – so viel mehr als Du je in Schule oder Studium lernen könntest! Wieso das so ist? Weil Du eben nicht einfach nur in Bücher guckst, sondern das wahre Leben kennenlernst. Neue Erfahrungen bringen Dir nicht nur viel über Dich selbst, sondern auch über andere Menschen und die Welt bei. Dinge zu erleben anstatt sie nur aus dem Buch zu kennen, ist einfach überwältigend und so viel mehr begreifbar! Auf einmal werden die ganzen Wissensinseln vernetzt und Wissenslücken aufgefüllt. Wer fühlt, was er mal gehört hat, wird es verinnerlichen und niemals vergessen.

Generell ist es so, dass ich vieles von dem, was ich heute weiß, auf Reisen gelernt habe und nicht in Schule oder Studium. Nicht nur durch Erfahrungen, die mich teils im Positiven an meine Grenzen brachten, sondern auch durch die Begegnung mit Menschen. Mit Einheimischen und mit Backpackern:innen gleichermaßen. Auch ist das Gefühl der Freiheit, Neues und Ungewöhnliches auszuprobieren, einfach überwältigend. Dies sind Möglichkeiten, die wir im Berufsleben kaum haben. Drum gilt es, die Gaps zu nutzen, die Lebensumbrüche uns anbieten. Ich habe heute das Gefühl, dass ich ganz genau verstanden habe, warum die Welt heute so ist, wie sie ist und warum Menschen handeln, wie sie handeln. Ich habe mich noch nie zuvor so verbunden mit meinem Dasein als Mensch, meinen Wünschen und Emotionen gefühlt, wie heute. Mein auf Reisen erworbenes Wissen hat mich zu einer ausgeglichenen, tiefenentspannten Persönlichkeit werden lassen, die dem Universum vollends vertraut und die Absichten der Menschen rund um den Globus verstanden hat. Das gibt nicht nur Halt, sondern tiefen Sinn im Leben.

Ein altes Buch mit Landkarte und Brille (Pixabay).

2. Backpacken lehrt, worum es in Deinem Leben wirklich geht

Arbeiten gehen bis weit nach der Rente, konsumieren und feiern im Vollsuff? Das Leben hat weitaus mehr zu bieten als unsere Standardbeschäftigungen, denen wir so oder so nachgehen müssen. In meinen Zwanzigern haben Leute oft kommentiert, dass sie so enttäuscht sind, dass das nun das Leben ist, worauf sie 13 Jahre in der Schule und nun auch im Studium hingearbeitet haben. Viele haben die Sehnsucht, dass da doch noch etwas anderes kommen wird als vorgefertigte Lebensläufe und wenig Freiräume für ihre eigenen Träume. Das Gute ist: wenn Du backpacken gehst, dann wird Dir schnell klar, worum es im Leben geht. Ja, es ist nett, einen Sportwagen zu haben und in einem gläsernen Skyscraper zu arbeiten – doch das ist nicht das, worum es im Leben geht. Fast alle Menschen sehnen sich nicht nur nach funktionalen zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern vor allem nach Erlebnissen, an die sie sich ein Leben lang erinnern können. Backpacking zeigt Dir, dass es noch mehr gibt als das, was wir Zuhause um uns herum haben. Wie sehr viel mehr wir haben, wird Dich schier umhauen!

Mann betet am Strand (Pixabay).

3. Backpacken lehrt Dich, wer Du wirklich bist

Einer der wichtigsten Punkte dieser Liste ist das Thema Selbstfindung. Oft wird behauptet, dass Menschen auf längeren Reisen vor sich selbst weglaufen, was überhaupt nicht stimmt. Denn glaub mir: Du entkommst Dir nicht, wenn Du reist. Warum? Weil Du auf Reisen nicht abgelenkt bist. Du hast keine Wohnung mehr, keine Gegenstände, die Dich trösten sollen (wie z.B. eine X-Box oder Deine Make-Up-Palette), kannst nicht mehr mit der üblichen Brigade am Wochenende Feierbetäubung unternehmen und vor allem bist Du nicht mehr in Deiner vertrauten Umgebung. Es gibt im Idealfall auch keine Pflichten mehr zu tun und an nichts zu denken, da Langzeitreisen oft in Gaps stattfinden und somit Schule oder Uni schon abgeschlossen sind. Und genau dies sind die Voraussetzungen, um endlich zu schnallen, was mit Dir und Deinem Leben los ist. Klar kannst Du auch auf Reisen Party machen gehen und Dich wegballern, jedoch wird der Effekt und der Tag danach trotzdem ganz anders sein. Glaube mir: beim Backpacken knallt Dir Dein eigenes Leben so richtig vor die Augen – und zwar heftig!

Backpacken zeigt Dir nach bereits kurzer Zeit, wer Du wirklich bist und was Du wirklich vom Leben willst. Wie Du tickst siehst Du, wenn Du bestimmte Situationen erlebst, bestimmte Erlebnisse mitmachst oder vor Herausforderungen gestellt wirst. Auch allgemein ist zu sagen, dass eine lange Zeit im Ausland Deinen Charakter nachhaltig prägt. Vieles, was Du von Zuhause kennst, gibt es hier nicht. Du musst Abstriche machen, bekommst aber andererseits auch enorm etwas geboten, was es Zuhause nicht gibt. Außerdem ist es so, dass Du nun auch die Möglichkeit hast, bereits erlebte Dinge zu verarbeiten. Ich habe auf meiner Weltreise nicht nur komplett zu mir gefunden, sondern auch meinen Frieden mit bösen Menschen, der Vergangenheit und geschlossenen Lebenstüren gemacht. Dazu hatte ich in Berlin nie eine Chance, da ich einfach zu beschäftigt war und mich auch sehr gut ablenken konnte. Beim Backpacking war das nicht der Fall. Ich habe mich gesehen, wie ich wirklich bin und musste mich wohl oder übel mit mir beschäftigen. Und ich bin so dankbar, dass ich dies getan habe!

Ein Mann vor einer Zettelwand (Pixabay).

4. Backpacken zeigt Dir, wie wichtig es ist, die Komfortzone zu verlassen

„Life begins at the end of your comfort zone!“ – dieses weltbekannte Zitat von Neale Donald Walsch ist einfach die blanke Wahrheit. Natürlich ist ein Fernsehabend auf der Couch bequem, jedoch kannst Du dabei einfach rein gar nichts erleben. Um jedoch etwas zu erleben, musst Du Deine Komfortzone verlassen – immer! Hierbei muss es nicht gleich um Fallschirmspringen trotz Höhenangst gehen, es kann auch das Springen von einer niedrigen Klippe ins Meer oder einfach eine Wanderung durch den Amazonas-Dschungel sein. Beim Backpacken verlässt Du Deine Komfortzone aber nicht nur durch positive Erlebnisse, die Du herbeiführen kannst, sondern auch durch allgemeine Umstände. Übernachten in einem unbequemen Hostelbett, Unwohlsein nach dem Abendessen in einem exotischen Land oder eine Diskussion mit einem aufdringlichen Verkäufer, der Dich nicht in Ruhe lassen will – all diese Erlebnisse passieren außerhalb Deiner Komfortzone und helfen Dir, zu wachsen. Der Mix aus gewünschten und spontanen Herausforderungen ist es, was Dich im Leben weiterbringen wird!

Eine Frau in der Hängematte über einer Großstadt (Pixabay).

5. Backpacken zeigt Dir die andere Seite der Medaille

Ich habe in Australien viele sehr junge Reisende getroffen, die meist gerade erst 18 Jahre alt geworden waren. Viele von diesen energiegeladenen und aufgeregten Backpackern waren nicht nur super gesellig und hatten Bock auf das Leben, sondern kamen aus gut betuchten Elternhäusern, dessen perfekter Gartenzaun sie wohl zuvor etwas von der Realität abgeschirmt hatte. Viele dieser jungen Menschen waren geschockt über die Härte der Farmarbeit und darüber, dass Backpacken in Australien gar nicht so einfach ist, wie das auf den Blogs immer dargestellt wird. Australien ist schon alleine aufgrund der heftigen Preise härter zu bereisen als Südostasien und dies ist eigentlich allgemein bekannt. Jedoch ist es so, dass mit der Erfahrung des Reisens nun auch schnell klar wird, dass Dinge nicht immer so sind, wie wir sie uns vorstellen.

Das gilt nicht nur für ein Work and Travel Jahr in Australien, sondern auch für ganz banale Dinge, die wir in Deutschland nur von unserer Seite aus kennen. Ich habe einmal in Vietnam in einem Hinterhof eine kleine Schuhschneiderei entdeckt, in der Kinder beschäftigt waren, die für Adidas genäht haben. In Laos habe ich Kinder auf einer Baustelle arbeiten sehen, in Sri Lanka Teepflückerinnen, in Indien Slumarbeiter, die ohne Schutzkleidung Chemikalien aus Behältern gewaschen haben. Klar wissen wir, dass es sowas gibt, aber dieses Leid mit eigenen Augen zu sehen, ist einfach richtig krass. Wer die andere Seite gesehen hat, der kann Dinge nie mehr sehen, wie sie zuvor gesehen wurden. Dies gilt auch für die klassische Farmarbeit in Down Under: ich habe dort in einer Kartoffel- und Zwiebelfabrik gearbeitet und weiß nun, dass die Kartoffeln, die ich morgen kaufe, gestern von einer Arbeiterin in ihrer 13-Stunden-Schicht sortiert und für gut befunden wurde. Das ist einfach ein krasses Gefühl!

Eine Erntehelferin in einer Teeplantage (Pixabay).

6. Backpacken räumt mit Vorurteilen auf

Viele Menschen haben gegenüber anderen und dem, was sie nicht kennen, große Vorurteile. Diese könnten lauten: alle Muslime sind Terroristen, in Kolumbien koksen alle und in Indien ziehen Dich alle Rikscha-Fahrer ab. Diese Abwertung und Abneigung gegen alles, was unbekannt ist, ist mir in Deutschland sehr häufig begegnet, was ich sehr traurig finde. Viele Leute fanden es immer „krass“, dass ich muslimische und schwarze Freunde:innen um mich herum habe und in Indien einfach so backpacken gehe, denn das sei ja nicht nur die reinste Abzocke, sondern auch voll gefährlich. Ich finde diese Äußerungen sehr schade und kann dazu nur sagen: Reisen kuriert Dich von allem, was Du in Dir trägst. Sei es unterschwelligen Rassismus, Islamophobie oder eben klassische Vorurteile, die auf Wahrnehmungsverzerrungen und Falschaussagen beruhen. Klar, wenn ich Fernsehen schauen würde, würde ich mich auch vor dem muslimischen Nachbarn fürchten, doch das ist eben auch reine Panikmache und nicht nur subjektive Information.

Anstelle von Nachrichten ist es so viel besser, sich selbst durch Erfahrung zu informieren. Wer nicht viel über den Islam weiß, der kann in ein muslimisches Land reisen und Begegnungen machen. Wer nicht viel über Kolumbien weiß, der kann dort backpacken gehen. Interessant ist auch zu wissen, dass wir alle Vorurteile und fehlerhafte Vorstellungen haben, die jedoch nicht immer auf Rassismus oder anderen Übeln aufgebaut ist. Ich habe beispielsweise gedacht, dass Türken in ihrem Heimatland am liebsten Döner essen und dass osteuropäische Frauen gerne Kopftücher und Schürzen tragen. Natürlich habe ich dann schnell erfahren, dass dies eben nicht so ist. Reisen hilft, die Realität von Kulturen, Religionen und den Menschen dieser Erde so wahrzunehmen, wie sie tatsächlich sind. So wirst Du feststellen, dass Dich nicht jeder fliegende Händler in Nordafrika ausrauben, nicht jeder Mallorquiner besoffen und verballert ist und dass nicht jeder arabisch aussehender Mann gemeingefährlich ist.

Eine weiße Hand schüttelt eine schwarze (Pixabay).

7. Backpacken zeigt Dir, dass die Welt nicht gefährlich ist

Die Nachrichten und auch andere Menschen wollen uns oft weiß machen, dass die Welt gefährlich ist. Ob Naturkatastrophen, schlimme Zustände in Entwicklungsländern, Kriege und Kinderarbeit – die Nachrichten fahren volle Geschütze auf. Leider bleiben uns solche Horrorstories auch immer lange im Gedächtnis und unsere Neugier nach weiteren schrecklichen Nachrichten ist ungestillt. Ich habe mich als Kind und Teenie immer gefragt, wieso niemand über das Gute im Leben berichtet und wieso Menschen sich so extrem auf das Negative fokussieren. Heute weiß ich, dass dies ein Überlebensmechanismus aus der Steinzeit ist, denn nur so haben sich unsere Vorfahren zum Beispiel daran erinnert, dass in der nächsten Höhle wilde Tiere leben oder dass das Wasser aus der Quelle nicht trinkbar ist. Schade nur, dass wir diese rudimentäre Funktion heute noch mit uns rumschleppen müssen!

Glücklicherweise ist das Backpacking auch hier die Antwort, denn Du wirst nach einer Weile feststellen, dass viele Dinge überhaupt gar nicht so schlimm und dramatisch sind, wie sie immer dargestellt werden. Ich war vier Wochen alleine als Frau in Ägypten backpacken und habe nicht weniger vorgefunden als herzliche, interessierte Menschen, wunderschöne Landschaften und atemberaubende Geschichte. Ich war tagelang ohne Internet und Strom im Amazonasdschungel, wo theoretisch „sonst was“ hätte passieren können, und ich bin wochenlang durch Indien gereist, wo andere Menschen aus Angst weder Zug noch Busfahren würden. Und weißt Du was? Ich bin noch da. Die Welt ist nicht so gefährlich, wie sie immer dargestellt wird.

Eine Frau wirft Holi-Farben in den indischen Himmel (Pixabay).

8. Backpacken lehrt, dass die meisten Menschen nicht böse sind

Der achte Punkt dieser Liste knüpft direkt an die Vorurteile an, dass die Welt böse ist – denn viele Menschen glauben, dass die Welt ebenfalls voller schlechter Menschen ist. Klar, wenn ich mich frage, was für Menschen Donald Trump gewählt haben, wieso immer irgendwo ein Krieg herrscht und warum Menschen sich auf anderer Leute’s Kosten bereichern wollen, dann stoße ich auch an die Grenzen meiner Hoffnung in die Menschheit – auch, wenn ich nach meiner Weltreise nun verstehe, warum Menschen solche unsinnigen Handlungen tun und was sie dazu antreibt. Dennoch ist zu sagen, dass die meisten Menschen gut sind und dass die thailändische Bäuerin sich nach denselben Dingen sehnt wie Du in Deutschland: nach Liebe, Geborgenheit, Sicherheit, Familie, Freundschaft, Sinnhaftigkeit, Essen auf dem Tisch und nach Harmonie.

So viele Menschen auf der Welt sind einfach gut. Ich habe auf Reisen bis auf wenige Ausnahmen nur gute Erfahrungen gemacht. Viele Menschen sind nicht nur freundlich, sondern auch neugierig und interessiert. Und auch in der Not helfen sie, egal, wie arm sie sind! Ich habe in Peru in einem privaten Taxi mal meinen Ausweis samt Geld verloren und dies erst bemerkt, als ich meinen Bus in die nächste Großstadt boarden wollte. Da leider der Fahrer auch nicht mehr ans Telefon ging, habe ich einfach geweint und irgendwann hatte ich eine kleine Traube Menschen um mich herum, die mich in den Arm genommen und mir sogar Geld gegeben haben, obwohl sie nicht danach aussahen, als hätten sie etwas übriggehabt. Ich bin an diesem Abend zurück in mein Hostel gegangen und habe dann gewartet, bis ich vom Taxifahrer zurück gehört hatte. Dieser kam am nächsten Morgen und brachte mir meine verlorenen Dokumente zurück und ich konnte ihm zum Dank das Geld geben, was mir die Einheimischen gegeben hatten. Bis heute rührt mich die Güte der Menschen dort vor Ort zu Tränen!

Der andere Vorteil an der Erkenntnis, dass Menschen nicht böse sind ist auch noch, dass Du weniger Angst vor Menschen hast, mehr Vertrauen schenkst und weniger verurteilst. Und wer weniger verurteilt und mehr vertraut, der ist offener für Begegnungen und Beziehungen. Und genau diese Offenheit wird immer zu Dir zurückkehren!

Ein älteres Paar umarmt sich (Pixabay).

 9. Backpacken lehrt, dass Erlebnisse wichtiger sind als Dinge

Ich habe darüber schon ausführlich in einem anderen Artikel geschrieben, aber ich kann mich nur wiederholen: Erlebnisse sind das, was unsere Lebenszufriedenheit oder Unzufriedenheit ausmacht. Es bringt nichts, ständig das neueste iPhone zu haben, eine fette Karre zu fahren und sich materiell mit allem einzudecken, was wir eh nicht brauchen, denn Materielles ist vergänglich so wie wir selbst. Ich erinnere mich nicht daran, was ich als Kleinkind für Kleidung getragen habe und ich werde mich da auch nicht drum scheren, wenn ich alt und grau bin. Was zählt, sind Erlebnisse. Ich möchte mich auf dem Totenbett daran erinnern, was für eine geile Reise mein Leben war und wie ich alles mitgemacht habe, um am Ende lebenssatt und alt gestorben zu sein. Das schlimmste ist für mich zu denken: „Hätte ich doch… wäre ich mal… wieso habe ich nicht…?“. Ich habe sogar lieber schlechte Erfahrungen auf meiner Lebens-Resume-Liste, als gar keine.

Auch hast Du vielleicht schon selber gemerkt, dass wir uns oft an viele Ereignisse in detailreichem Umfang erinnern. Ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, als ich zum ersten Mal aus der U-Bahn auf die Straßen Manhattan’s getreten bin. An das Gefühl, ein Faultier im Regenwald zu halten und an das Gefühl von der Karnevalsparty in Rio de Janeiro. So viele Augenblicke haften ganz nah an meinem Herzen und in meinen Gedanken und ich fühle sogar noch immer die südafrikanische Sonne auf meiner Haut, den australischen Sand unter den Füßen und den kühlen Sandstein der chinesischen Mauer. Meine Glückseligkeit beruhte und beruht bis heute zu 95% auf Erlebnissen und daher haben andere Dinge, die zum Leben gehören, weniger Gewichtung. Für mich zählt es ausschließlich, gelebt zu haben. Mit anderen Dingen, die eventuell doch nicht passieren (wie z.B. eine Eigentumswohnung oder einen Range Rover Sport kaufen) kann ich mich dagegen arrangieren.

Eine Schatzkiste mit Gold (Pixabay).

10. Backpacken lehrt, dass Zeit wichtiger ist als Geld

Im Leben stehen Menschen oft zwischen dem Konflikt: was ist wichtiger – Geld oder Zeit? Je jünger wir sind, desto eher würden wir bestimmt auf das Geld setzen. Doch je älter wir werden, desto klarer wird es, dass Zeit das höchste und wertvollste Gut haben, was wir jemals besitzen werden. Wenn ich heute auf meine Weltreise und all die Erlebnisse und Reisen aus meinen Zwanzigern zurückschaue dann wird mir klar, wie absolut wertvoll die Zeit war, die ich hatte, um sie für diese Ewigkeitsmomente auszugeben. Je älter wir werden, desto weniger Zeit haben wir. Auf einmal müssen wir arbeiten, Rechnungen zahlen und habe nur noch den Jahresurlaub und Wochenenden für Abenteuer. Für mich war das früher nie genug und daher habe ich jede Sekunde zu Leben genutzt. Arbeiten? Scheiß drauf. Ich habe erst mit Ü30 Karriere gemacht und es nie bereut. Schlafen? Brauchte ich in meinen Zwanzigern nicht. Ich habe die Zeit immer priorisiert und nun, wenn ich zurück blicke kann ich sagen, dass dies die beste Entscheidung war, die ich je getroffen habe. Denn ob ich jemals als Rentnerin (falls ich eine werden kann mit den miesen Aussichten) auf Weltreise gegangen wäre? Ich bezweifle es. Das Geld kommt außerdem immer wieder, Deine Zeit aber nicht! Wer einmal etwas verpasst hat, kann es nur schwer aufholen.

Ein Baby und eine alte Frau (Pixabay).

11. Backpacking lehrt Dich Gelassenheit

Ein weiterer toller Faktor am Backpacken ist, dass Du einfach super gelassen wirst. Ich finde, dass wir Deutschen uns immer sehr viele stressende Gedanken machen, uns sorgen und uns auch immer aufregen, z.B. über die verspätete S-Bahn oder den Nachbarn, der wieder laut Musik hört. Nach Jahren auf Weltreise kann ich darüber nur müde lächeln. Mir sind inzwischen so viele Dinge einfach komplett egal und ich bin super relaxed und gelassen. Der Flug hat drei Stunden Verspätung? Der Busfahrer auf dem Überlandbus macht einfach eine Stunde Pause und sagt nicht Bescheid? Die Unterkunft ist überbucht und Du musst eine neue Bleibe finden? Meine Antwort darauf lautet ganz einfach: tja. Ich bin inzwischen so stoisch gelassen, dass mich nicht einmal die Corona-Pandemie hat aufgeregt oder besorgt werden lassen. Meine Gelassenheit sitzt so tief, dass ich meinem Leben und dem Universum einfach komplett vertraue und auch über Kleinigkeiten hinwegsehen kann. Während sich meine Freunde manchmal noch über den Berliner Nahverkehr aufregen, freue ich mich, dass ich ihn überhaupt habe. Denn öffentlicher Nahverkehr zu solch günstigen Preisen mit so einem optimierten und perfektionierten Liniennetz ist für den Großteil der Menschheit nicht selbstverständlich. Außerdem gibt es wirklich keinen Grund, sich ständig über Kleinigkeiten aufzuregen! Dazu ist das Leben zu kurz…

 

Was hast Du noch beim Backpacken gelernt, was hier auf der Liste fehlt?

 

Deine

Kommentare:

  • 4. Juli 2021

    Danke für Deinen Beitrag, Polly: die Punkte sind allesamt plausibel. Ich bin zwar selbst kein Backpacker (noch nicht?), konnte mich aber in vielen Dingen selbst finden. Vielleicht ist das auch dem fortschreitenden Alter geschuldet. Denn auch mir ist inzwischen zum Beispiel Zeit viel wichtiger ist als Geld. 😉

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  • Ines

    7. Juli 2021

    Hallo Polly, ich stimme Dir 100% zu bis auf die Ansicht mit den schlechten Erfahrungen. Auf bestimmte schlechte Erfahrungen lässt es sich gut verzichten, aber das ist wohl Ansichtssache. Wünschte, ich hätte mich nicht mit dem Gatten herumgeärgert, der gar keiner war. Ausgaben und Lebenszeit wären mir erspart geblieben. Da bringt es mir wenig zu sagen „That’s life“. Sehr ärgerlich und meine Sichtweise darauf lässt sich auch nicht ändern. 🙁

    Antworten

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