Eine Frau zeichnet etwas in eine Arbeitsmappe. Bildquelle: Pixabay

Jetzt ist es raus: 2019 werde ich tatsächlich schon 30 Jahre alt. Ich fühle mich jedoch immer noch wie Mitte 20 und finde es daher sehr schade, dass die vielen Work and Travel Optionen für mich 2020 aus völlig unverständlichen Gründen enden werden. Work and Travel Visa waren für mich neben der EU-Freizügigkeit die einzige Möglichkeit, dauerhaft um die Welt zu reisen, denn natürlich muss ich mir auch immer wieder Geld ansparen und bleibe dann ein Jahr in einem Land, bevor ich dann wieder backpacken gehe. Reisen ist zwar nicht teuer, doch wenn ich ein Jahr auf Budget leben und herumreisen will, brauche ich eben einen finanziellen Puffer. Attraktiver waren für mich als Europäerin natürlich die Work and Travel Programme, von denen ich mir wünschte, ich hätte sie früher nutzen können. Natürlich kann ich immer noch nach Kanada, um meine letzte Work and Travel Chance zu ergreifen, doch ist das nun auch eine Frage der neuartigen Visa-Lotterie, die es zu gewinnen gilt. Und weil sich alles immer um die Arbeit für die Weiterreise dreht, habe ich beleuchten wollen, welche Möglichkeiten es für uns Aussteiger*innen und Dauerreisende gibt, unterwegs Geld zu verdienen und zu zeigen, an welchen Orten das besonders mühelos gelingt.

Bürojobs sind gar nicht so unwahrscheinlich

Eigentlich ist es ganz einfach. Wer eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium hat, der findet eigentlich ganz leicht eine Bürotätigkeit, die überall zu bekommen ist: Arbeiten als Customer Service Executive. Ja, das ist das mit dem Großraumbüro und den vielen jungen Leuten mit Headset auf dem Kopf. Andere nennen es Callcenter-Agent oder Kundendienstmitarbeiter*in. Ich finde das Wort Callcenter jedenfalls nicht so schön, da es an einen Faulenzer-Job erinnert, der schlecht bezahlt wird und wo Menschen mehr Nachteile als Vorteile und Gewinn aus Ihrem Job ziehen. Doch das muss nicht immer so sein, denn das Zauberwort heißt: große Firmen. Diese haben nicht nur Standorte rund um die Welt, sondern zahlen extrem gut und bieten großzügige Konditionen. Natürlich gibt es auch absolute Nieten unter den großen Firmen, doch wer die Augen offenhält, kann einen Glückstreffer landen.

Mein Glückstreffer war in diesem Sinne meine Bewerbung bei Booking.com, die im Januar erfolgreich war. Nachdem ich als Office Administrator aufgrund fehlender Berufserfahrung (bin nach dem Studium direkt los und hatte nur acht Praktika als Journalistin und andere Qualifikationen dabei) abgelehnt wurde, wurde mir die Stelle als Customer Service Executive angeboten, die ich sofort angenommen habe. Meine Firma bietet mir nicht nur die Möglichkeit weltweit an verschiedenen Standorten zu arbeiten, sondern hat super Konditionen: gutes Gehalt, gratis Frühstück, Snacks und Mittagessen, regelmäßige Gehaltserhöhungen, regelmäßige Geschenke, Goodies und Gratis-Feierlichkeiten, 25% Rabatt auf Buchungen und noch vieles mehr. Die Benefits reichen für eine ganze Din A4 Seite und dazu arbeite ich in einem richtig stylischen Bürotower, welches eingerichtet ist wie Büros in Hollywood oder dem Silicon Valley. Kurzum: ich habe den Jackpot gezogen.

Orientiere Dich an Jobs in großen Firmen, die internationale Büros anbieten. 

Natürlich gibt es Besseres als im Callcenter zu arbeiten, jedoch kannst Du wie in meinem Falle Glück haben und bei einer Top-Firma landen, die Dich so verwöhnt und zudem noch herzlich empfängt und super einarbeitet. Booking.com wäre für mich sogar eine Firma, für die ich mehr als 10 Jahre arbeiten würde, da es gute Aufstiegschancen gibt und die Firma wie eine Familie ist. Ich bin noch nie zuvor in meinem Leben gern zur Arbeit für andere gegangen, aber jeden Morgen freue ich mich auf meine Kollegen, das schöne Büro, die vielen Goodies und auch auf die Arbeit, denn so schlimm ist es nun wirklich nicht. Und hier drin liegt Deine Chance: bewirb Dich bei Firmen, die Dir etwas bieten können.

Für mich war es auch kein Traumjob, doch als Journalistin mit deutscher Muttersprache zu arbeiten, funktioniert im englischsprachigen Ausland nicht wirklich. Wer aber nicht nur als Customer Service Executive arbeiten will, sondern lieber höher anfangen will, der braucht in jedem Falle Berufserfahrung im Büro und einen exzellenten Lebenslauf auf Englisch. Finde heraus, was für den Lebenslauf in dem jeweiligen Land ein Muss ist und erstelle diesen mit Hilfe von Einheimischen – zum Beispiel in einer Bibliothek mit Studierenden. Die sind gegen einen fairen Tausch oder eine kleine Spende bestimmt dazu bereit, Dir zu helfen.

Einfache Tätigkeiten gibt es wie Sand am Meer

Wer sich mit weniger gut bezahlten Berufen arrangieren kann, der kann sich natürlich auch immer als Kellner*in, Barkeeper*in oder Küchenhilfe, Putzkraft oder Pizzafahrer*in bewerben. Ich habe nach meiner Ankunft in London direkt in einem Supermarkt angefangen, um sofort etwas Geld zu haben. Das war vergleichsweise einfach und die Tätigkeit brachte mich vor allem schneller in die Kultur Englands. Natürlich war die Bezahlung nicht so prall und die Arbeit geistig unterfordernd, jedoch bin ich sehr glücklich, dass ich zuerst im Supermarkt gejobbt habe. Der Vorteil an Jobs in Bewegung ist, dass Du die Jobs sehr leicht bekommst und dafür keine Qualifikationen brauchst. Die Nachteile sind jedoch die Bezahlung und auch die Arbeitszeiten.

Harte Arbeit, aber überall einfach verfügbar: körperliche Arbeit findest Du am schnellsten.

Spezielle Berufe, die Du unterwegs ausüben kannst

Wenn Du über eine spezielle und sehr anspruchsvolle Ausbildung verfügst, stehen Dir eigentlich alle Länder offen, da Du die Arbeitsvisa sehr schnell bekommen wirst. Ärzte*innen, Ingenieure*innen, Informatiker*innen, Physiker*innen und andere Berufsgruppen der sogenannten MINT-Fächer werden weltweit jederzeit gesucht und ermöglichen nicht nur in einem anderen Land zu wohnen, sondern auch die Möglichkeit, in einem Jahr doppelt oder dreifach so viel anzusparen wie in einem Büro- oder Supermarktjob.

Wer wie ich nicht unbedingt in den MINT-Genie-Topf gefallen ist, der kann sich auch mit anderen Qualifikationen behelfen. Du bist Yogalehrer*in, Meditations-Guru, Tauchlehrer*in oder hast ein Zertifikat für Deutsch als Fremdsprache? Wunderbar! Dann solltest Du in jedem Falle irgendwo auf der Welt Arbeit finden. Natürlich hilft es, wenn Du dorthin gehst, wo die Massen zum Beispiel Yoga oder Tauchgänge machen wollen, doch kannst Du auch einfach in einem Studio in einer Stadt Deiner Wahl in Europa arbeiten. Wichtig ist hier einfach nur, dass Du qualifiziert bist und weißt, wie der Hase läuft.

Du bist Tauchlehrer*in? Wunderbar! Damit kannst Du an den exotischsten Orten der Welt arbeiten. 

Selbstständig im Internet arbeiten geht überall

Wer selbstständig im Internet arbeiten kann, der hat es am leichtesten, wenn es um Arbeiten rund um den Globus geht. Egal ob Blog, eigener Online-Shop oder eBook-Autor*in, Du kannst immer eine Möglichkeit finden, selbstständig online zu arbeiten. Im Internet stehen Dir nahezu alle Türen offen: Du kannst Fotografien verkaufen, spezielle Kurse anbieten, Youtuber*in werden oder ganz seriös als Social-Media-Berater*in oder Finanzberater*in arbeiten. Die Liste der Jobs, die online ausgeführt werden können ist lang, doch es ist alles machbar. Wichtig ist hierbei jedoch Beharrlichkeit, denn für Jobs im Internet brauchst Du nicht nur Qualifikationen, sondern auch viel Zeit, Geduld und Nerven wie Drahtseile. Aber eines ist klar: egal, was Du machen möchtest, Du kannst alles erreichen! Lass Dir nicht einreden, es sei schwer, online Geld zu verdienen. Wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du auch Geld verdienen. Selbst ich als Anfängerin habe schon Geld im Internet verdient – mit meinem Blog und meinem Buch.

Extra-Tipp: Die beste Option ist es natürlich, wenn Du einen Mix aus allen Varianten machen kannst. Habe nicht nur ein Standbein, sondern mehrere. Ich arbeite zum Beispiel hauptberuflich im Büro, habe aber nebenbei mein Blog und mein Buch und plane in Zukunft, mein Deutsch als Fremdsprache – Zertifikat zu machen.

Der Traum schlechthin: selbstständig arbeiten von überall auf der Welt. 

Die besten Länder für Arbeiten ohne Work and Travel Option

Natürlich ist es für uns als Deutsche die beste und einzige Option, ohne Arbeitsvisum einfach in Europa zu arbeiten, denn die wunderbare EU-Freizügigkeit hilft uns dabei, dass wir überall leben können, wo wir wollen. Für uns Reisesüchtige ist das sicherlich ein absoluter Traum! Leider schließt sich mit dem Brexit die Chance der zwei Länder, in denen Hauptsächlich Englisch gesprochen wird und verringert sich von Großbritannien und Irland auf nur noch Irland. Daher ist Irland für mich das erste Ziel welches ich ansteuere, wenn all meine Working Holiday Visas genutzt und beendet sind. Zum Glück bin ich 2017 absoluter Irland-Fan geworden! Wirklich schade ist die Brexit-Geschichte, denn das Leben im UK ist komplett anders als unseres und das Leben in London ist super international. Würde ich nicht mehr reisen wollen, würde ich sogar in Erwägung ziehen, für immer hierzubleiben, da mir die Multikulturalität und die Größe der Metropole so gut gefällt. Und das höhere Gehalt nicht zu vergessen…

Neben Irland bleiben einem also nur noch Länder, in denen andere Sprachen gesprochen werden – abgesehen von Österreich und der Schweiz. Für die Schweiz brauchen wir zwar wieder ein Visum, aber für Österreich nicht. In Wien leben ist sicherlich auch interessant! Ansonsten würde ich mich auf Länder konzentrieren, in denen Du auch ohne Landessprache mit guten Englischkenntnissen weiterkommst. In Städten wie Amsterdam, Lissabon oder den nordischen Hauptstädten klappt das sicherlich gut, doch auf reines Englisch würde ich mich in Rom, Prag oder Budapest nicht verlassen. Hier gilt auch wieder das Prinzip der großen Firma, denn wenn Du auf Arbeit Englisch sprechen kannst, hast Du zumindest schon einmal einen kleinen Anknüpfpunkt. Ich hätte beispielsweise die Möglichkeit, mich ohne Sprachkenntnisse nach Barcelona oder Tallinn versetzen lassen zu können, jedoch habe ich dann auch den Anspruch an mich selbst, die Landessprache zu beherrschen, um am Leben teilhaben zu können.

Tipp: Für alle, die es in Europa aufgrund zu großem Fernweh nicht aushalten, gibt es noch die Möglichkeit des Kreuzfahrtschiffs. Hier kannst Du sowohl in Berufen mit Qualifikation als auch in Hilfsberufen ohne Kenntnisse arbeiten.

Egal ob Deutsch als Fremdsprache – Lehrer oder seriöser Professor: Lehrer*innen haben überall gute Chancen! 

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Hinweis: alle Bilder in diesem Artikel stammen von Pixabay.

Kommentare:

  • Änni

    2. April 2018

    Wo machst du denn das Zertifikat?
    Ich habe zwar einen Hochschulabschluss, allerdings nicht aus dem passenden Bereich, sodass das Goethe Institut leider nicht infrage kommt. Hast du was vergleichbares entdeckt? LG

    Antworten
  • 14. Mai 2018

    Wow, ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist, sich einen ortsunabhängigen Beruf zu suchen 🙂

    Das sind sehr gute Tipps. Ich habe Kaufmann im Einzelhandel gelernt, hab die Ausbildung 2012 erfolgreich mit der Bestnote abgeschlossen und hab dann im März 2018 den Quereinstieg an der Rezeption im Hotel gesagt.

    Deutsch zu unterrichten ist echt ne tolle Idee, das könnte ich mir sogar wirklich vorstellen. Ich könnte mir auch vorstellen, das über Skype zu machen, dann wäre ich wirklich ortsunabhängig. Aber mit der App von Babbel hat man da auch leider eine statue Konkurrenz 🤔

    Antworten

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