Dinner bei Itsu, London 2019.

Wer als Vegetarier:in und Veganer:in um die Welt reist, der muss sich früher oder später damit auseinandersetzen, wie einfach es sein wird, vor Ort tierleidfreies Essen zu bekommen. Natürlich wirst Du nirgendwo verhungern, jedoch sind viele Länder auf der Erde noch nicht so weit, als dass sie das Konzept von Tierschutz-und Tierrechten verstehen würden. Dies kann sehr enttäuschend sein, da es viele absolut wunderschöne Gegenden gibt, die eigentlich nur negativ damit auffallen, dass viel zu viele Tiere gegessen werden. Nach inzwischen 50 Ländern und allen sieben Kontinenten kann ich nun genau sagen, wo mich welche Essgewohnheiten erwarten werden und kann Dir ebenfalls die folgende Liste der besten und schlechtesten Länder für Veggies und Veganer:innen präsentieren. Zuerst die gute Nachricht: Menschen, die sich vegetarisch ernähren, kommen immer noch überall ganz gut weg. Wer sich vegan ernährt und reist, der muss öfters entweder akzeptieren, dass die Mahlzeiten in anderen Ländern nur der Nahrungsaufnahme dienen, aber nicht dem Genuss.

Die besten Länder zum Reisen für Vegetarier:innen und Veganer:innen

Großbritannien für Vegetarier und Veganer

Zunächst möchte ich auf meine Wahlheimat UK eingehen. Bereits kurz nach meiner Ankunft im März 2017 bemerkte ich die riesige Auswahl an vegetarischen und veganen Produkten, die so vielfältig und groß ausfiel, dass sie Deutschland mit einem riesigen Regal schon längst abgehängt hatte. Kein Wunder, leben im UK doch 15% der Bevölkerung vegetarisch und 8% vegan. Das Angebot an vegetarisch und veganen Lebensmitteln, Restaurants, Pubs und Bars ist riesig – und das nicht nur in London! Selbst in einem winzigen Dorf in Wales habe ich noch vegetarisches Pub Food bestellen können und auch in der letzten Ecke von Schottland gab es veganen Cream Tea zum Nachmittag. Ich habe mich als Vegetarierin und Flexi-Veganerin nirgendwo in der westlichen Welt so respektiert und normal gefühlt, wie hier. Egal, wo ich hingehe und wo ich einkaufe, ich bekomme genau das, was ich möchte. Auch bei den Discountern Lidl und Aldi!

Jacqui's Lieblingssnack: vegetarische Steakpies von Quorn.

Indien für Vegetarier und Veganer

Kommen wir von meiner zweiten Heimat gleich zu meiner dritten: meinem Lieblingsland Indien. In Indien leben 40% der Gesamtbevölkerung vegetarisch, was mit ihrem Glauben an Widergeburt und dem gelebten Konzept des Ahimsa zu tun hat, welches das Gebot von Respekt und Gewaltlosigkeit gegenüber allen Lebensformen ist. Vegetarismus wurde bereits um das 6. Jahrhundert vor Christus nach der Einführung des Buddhismus und des Jainaismus, beliebt. In Indien gibt es neben klassischen Vegetarier:innen auch Lacto-Vegetarier:innen, die Milchprodukte, aber keine Eier essen. Indien hat die niedrigste Fleischkonsumrate der Welt und dementsprechend kannst Du hier auch einfach alles essen, was Dir vors Auge kommt. Viele Restaurants sind getrennt zwischen „Pure Veg“ und „Non Veg“, sodass Du auch in Gegenden, wo Menüs nicht auf Englisch verfügbar sind, einfach blind irgendetwas bestellen kannst. Für mich ist die vegetarische Küche in einer der Gründe, warum Indien mein liebstes Land ist, in welches ich mit Anfang 50 auswandern werde.

Typische Thali-Platte in Bombay 2016.

Südostasien für Vegetarier und Veganer

Auch Südostasien ist ein super Reiseziel für alle, die tierleidfrei essen. Thailand ist hier das beste Land von allen, da es hier alles vegetarisch gibt und die Thai’s auf Wunsch auch vegan kochen. Im Grunde genommen kannst Du an jeder Straßenecke und in jedem Restaurant ein Gericht mit Gemüse, Tofu und Reis bestellen und brauchst Dir keine Sorgen zu machen, ob hier Tiere drin sind. Thailand’s Küche hat mir mitunter am besten gefallen, wobei es auch genügend Veggie-Speisen in Kambodscha und Laos gibt. Das vegane Konzept ist in diesen zwei Ländern eher schwierig, doch kannst Du auch hier Erfolg haben. Wichtig ist nur, dass Du Dich über Eier, Fisch- und Oystersauce informierst, da diese oft in eigentlich vegetarisch-veganem Essen landet, da es für die Einheimischen theoretisch etwas Anderes ist.

Ein vegetarisches, gelbes Curry in Kambodscha, 2016.

Australien für Vegetarier und Veganer

Dass Australien auf der Liste der besten Länder für Veggies und Veganer auftaucht, dürfte viele verwundern – wissen wir doch alle, dass die Aussies gerne ihr Barbie anwerfen und es in den Kühltheken so riesige Fleischpackungen gibt, dass dafür extra große Tiefkühltruhen gekauft werden müssen. Trotzdem ist hervorzuheben, dass das Angebot an vegetarischen und veganen Produkten im Supermarkt und auch in Restaurants, Bars und anderen Einrichtungen gigantisch ist. Alles, was Du in Deutschland findest, findest Du auch dort. Ich hatte kein einziges Mal Probleme, dort normales Essen zu kochen, denn alles ist gekennzeichnet und existiert in tierleidfreier Variante.

Dinner in Australien, 2016.
Israel für Vegetarier und Veganer

In Israel war ich noch nicht, jedoch steht der jüdische Staat an der Spitze der tierleidfreien Ernährung im ganzen Nahen Osten. In Israel gibt es die größte pro-Kopf-Rate an Veganer:innen weltweit und es werden immer mehr! Dementsprechend riesig ist die Auswahl an veganem Essen in Supermärkten, Restaurants und Co., egal ob in den Großstädten oder auf dem Land. Außerdem sind die berühmtesten Landesspeisen Falafel, Humus, Couscous und auch Tabuleh-Salat sowieso vegan. Ich bin gespannt, denn ein Besuch in Israel steht für mich noch auf meiner Bucketlist!

Hummus in einer Schale, Quelle: Pixabay.

Weitere gute Ziele für Veggies und Veganer:innen sind:

Taiwan, Jamaika, Kanada, Indonesien, Griechenland, Italien. Deutschland, Schweiz, Österreich

Schlimmste Länder für Vegetarier + Veganer
Ägypten für Vegetarier und Veganer

Wenn ich an Ägypten denke, dann erinnere ich mich an meine Faszination für die Geschichte des Landes, sowie für die wunderschöne Wüste, die eine meiner liebsten Landschaftsformen ist – und auch an die Tatsache, dass ich in vier Wochen Backpacking in Ägypten fünf Kilo abgenommen habe. Warum? Weil es in Ägypten so gut wie nichts für Vegetarier:innen gibt und schon gar nichts für Veganer:innen. Das Konzept ist nicht bekannt und wird auch nicht verstanden. So haben viele Einheimische gedacht, ich sei allergisch gegen Fleisch und Fisch und haben mir daher immer extra etwas anderes mitserviert, was eigentlich ziemlich nett war. Überraschend in Ägypten ist es, dass das Nationalgericht „Kosheri“ vegetarisch ist – das war es dann aber auch. Da Kosheri so viele Kohlenhydrate hat und ungesund ist, kann dieses leider nicht jeden Tag gegessen werden. In Ägypten habe ich mich von gefüllten Pitas, Tabuleh, Falafel, Eiern und Bohnenschleim ernährt, der bei so gut wie jedem Essen mitserviert wird. Snacks waren rohes Gemüse und Obst – aber auch nur, wenn der Händler da war. Abends konnte ich entweder etwas vom Bäcker holen (wenn es dann einen gab, wobei ägyptische Backwaren nicht wirklich lecker sind) oder Nebenspeisen bestellen, die es schon zum Mittag gab. In wenigen Fällen gab es mal Pommes, doch in einem Ort gab es nach meiner Ankunft um 19Uhr nichts mehr außer Fleisch, sodass ich eine Tüte Chips essen musste – denn Lay’s liefert ironischerweise bis ins letzte Dorf, egal, ob es Obst und Gemüse gibt, oder nicht. Apropos Fast Food: wer denkt, ich hätte auf McDonalds und Co. ausweichen können, der irrt. In Ägypten gibt es so gut wie keine westlichen Fast-Food-Restaurants.

Ägyptisches Frühstück in Siwa, 2018.

China für Vegetarier und Veganer

Zur Verzweiflung gebracht hat mich ebenfalls meine Reise nach China. In zwei Monaten habe ich so viel abgenommen, dass ich mir einen Gürtel für meine Hosen kaufen musste. China ist ein wunderschönes und faszinierendes Land, doch leider ist China auch bekannt für fehlende Tier- und Menschenrechte. Tiere sind in China Gegenstände und haben keine Chance. Alles wird gegessen, egal welches Tier es ist und egal welcher Teil vom Tier es ist. Hunde, Katzen, Köpfe, Hirne, Füße, die Chinesen:innen essen einfach alles! Wer vegan lebt, der kann also schon von vornherein wissen: entweder Du begnügst Dich damit, dass Du halb-vegetarisch isst, oder Du fährst nicht hin. Vegan ist in China einfach nicht vorhanden. Auch reine vegetarische Gerichte sind nicht normal. Jeden Morgen gab es Nudelsuppe mit Hühner- oder Rindbrühe, was ich sofort herausgeschmeckt habe. Über den Tag verteilt habe ich zwar Snacks in Form von Obst, Gemüse und auch mal Dumplingen erhaschen können, doch das Abendessen waren immer Beilagen: Gemüse und Reis. Doch Vorsicht: oft finden sich in Gemüsetellern winzige Fleischstücke, daher solltest Du genau hinsehen. Wer möchte, kann ab und zu mal zu den westlichen Fast-Food-Riesen gehen: Pizza Hut oder McDonalds bieten zumindest teilweise vegetarische Speisen an.

Vegetarisches Abendessen in Yangshuo, China, 2016.

Brasilien für Vegetarier und Veganer

Auch Brasilien war kein schönes Land, wenn es um fleisch- und fischfreies Essen geht. In Brasilien befindet sich in jedem Essen Fleisch, oft auch klein geschnitten oder geraspelt wie im Gemüse in China. In Kilopreis-Restaurants zum Beispiel musste ich mir die kleinen Fleischstücke aus den eigentlich vegetarischen Speisen picken, da nur das Brot komplett fleischfrei war. Selbst in einem Pizza-Restaurant, wo ich einen Abend mit neuen Freunden war, gab es zwar Pizza ohne Fleisch, jedoch wurde mir dann einfach Fischsauce über die Pilz-Pizza gekippt. Fleischfreie Snacks waren derweil Maiskolben, Salate und süße Pizza, die es an jeder Ecke gibt. Trotzdem ist es außerordentlich schwierig, in Brasilien gesund zu essen, wenn Du vegetarisch lebst. Mit vegan würde ich gar nicht erst anfangen…

Süße Pizza in Foz De Iguazu, Brasilien, 2019.

Argentinien für Vegetarier und Veganer

Die Argentinier:innen lieben ihr Steak, das ist einfach mal Fakt. Auch sonst wird in Argentinien eher ungesund gegessen: in Produkten befindet sich viel zu viel Zucker und Burger werden sogar mit fünf (!) Lagen Rindfleisch angeboten. Zum Frühstück dominieren Pastries, zum Abendessen Fast Food. Kein Wunder, dass sich hier so viele gefährlich Übergewichtige herumtreiben, wie sie sonst nur in den USA zu sehen sind. Mit den ungesunden Essgewohnheiten kommt auch die Tatsache, dass in Argentinien alles mit Fleisch und Fisch zubereitet wird und es nicht einfach ist, hier vegetarische Mahlzeiten zu finden – geschweige denn vegane. Ich habe in Argentinien oft selbst gekocht, da die Auswahl nicht ausgewogen genug war. Argentinien ist zwar etwas einfacher für Veggies zu bereisen als zum Beispiel Brasilien, dennoch war die Nahrungsaufnahme eher ein Punkt auf der täglichen To-Do-Liste.

Vegetarisches Gericht in Buenos Aires, Argentinien 2019.

Osteuropa für Vegetarier und Veganer

Meine Reisen nach Osteuropa sind mir essenstechnisch leider auch immer in schlechter Erinnerung geblieben. Egal ob das Baltikum, Ungarn, Polen, Tschechien oder die Slowakei, ich hatte keine Freude daran, den täglichen Hunger zu stillen. Oft mussten ungesunde Snacks wie Trdelnik (Prag) oder Langosch (Budapest) herhalten, da die meisten Hauptspeisen nicht vegetarisch sind. Das Gute ist, dass es als Option immer Fast Food, Nudeln und Pizza gibt, jedoch ist das irgendwie auch nicht Sinn der Sache, wenn wir nach Osteuropa reisen, um die Länder kennenzulernen. Inzwischen hat sich jedoch etwas getan: als ich 2019 in Budapest war, gab es etwas mehr vegetarische Angebote, wobei die Auswahl trotzdem noch sehr bescheiden war. Typisch ungarische Restaurants hatten gar keine Veggie-Gerichte, sodass ich alleine abseits meiner Freunde in einem italienischen Restaurant gegessen habe. Veganer haben es auch überhaupt nicht leicht, da die Konzepte des ethischen Essens und Trinkens nicht verstanden werden.

Trdelnik in Prag, Pixabay.

Weitere unangenehme Ziele für Veggies und Veganer:innen sind:

Russland, Mongolei, Japan, Argentinien, Frankreich, Spanien, Portugal, Norwegen

 

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