Blick auf die größte Grube der Terrakotta-Armee in Xi'An, China (2016).

Es gibt viele gute Gründe für eine Reise nach China: die einmalige Kultur, die atemberaubenden Landschaften und natürlich die Geschichte. China bietet Dir alles, was Du sonst nur aus Erzählungen, vom Fernsehen und aus Bücher kennst. Vor Ort zu sein ist jedoch die beste Option und jeder Ort fühlt sich an, als würdest Du durch ein Filmstudio laufen – so surreal und perfekt sieht alles aus! Neben den historischen Städten mit seiner einmaligen Architektur sind es natürlich auch die anderen Highlights, die einen Besuch in China zu einem absoluten Lebenstrip machen: die Chinesische Mauer, der riesige Buddha in Leshan, der Sommerpalast in Peking und eben auch die Terrakotta-Armee im Lintong District von Xi’An in der Provinz Shaanxi, etwa 1000 Kilometer von Peking entfernt. Was diese Armee so besonders macht und warum ich einen Besuch nur empfehlen kann, kannst Du in diesem Artikel nachlesen!

Was ist die Terrakotta-Armee?

Die Terrakotta-Armee ist das Mausoleum und eine frühchristliche Grabanlage von Qin Shi Huang, dem ersten chinesischen Kaiser. Der Bau wurde im Jahr 246 vor Christus begonnen und der Kaiser 210 vor Christus darin beigesetzt. Die Grabanlage ist eine der größten ihrer Art und beeindruckt mit dem, was sie darstellt: die Soldatenarmee von Qin Shi Huang. Die Lage der Terrakotta-Armee ist übrigens durch die Qin-Dynastie begründet, denn Xi’An ist zugleich auch die Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Qin. Die Errichtung des Mausoleums begann unmittelbar nach der Krönung von Ying Zheng zum Kaiser und umfasste die Beteiligung von mehr als 700.000 Arbeitern.

Das Besucherzentrum für die Terrakotta-Armee in Xi'An, China (2016).

Die Terrakotta-Soldaten auf einen Blick. Xi'An, China (2016).

Das Mausoleum ist 56 Quadratkilometer (!) groß und wird von einer rechteckig angelegten Umgebungsmauer umgeben; ähnlich wie Paläste in Städten diese hatten. Auf den Längsseiten misst diese Mauer über zwei und in den Breiten fast einen Kilometer Länge. Das Mausoleum ist gigantisch! Weiterhin gibt es eine innere Mauer, sowie vier Wachtürme an den Ecken und Toren an den Seiten. Ursprünglich waren diese Mauern acht Meter stark und zehn Meter hoch. Im Mausoleum selbst befindet sich nicht nur die Armee Qin Shi Huang’s, sondern auch viele andere Dinge, die sich in einem normalen Palast finden würden: ein Pferdestall mit Pferden und Kutschen, Wohnhäuser und verschiedene andere Personen wie eine tanzende Frau, ein Tierpfleger, Gelehrte, Schreiber, Narren und Musiker dargestellt. Außerdem fanden sich Darstellungen von Vögeln und Kleintieren.

Der Kaiser soll derweil auf einen aufgeschütteten und in Pyramidenform konstruierten Berg begraben worden sein. Von diesem ist heute jedoch nicht mehr viel übrig: vielmehr bestechen die umlegenden Funde von Gruben mit Begleitbestattungen, Nebenhallen, einer Wohnhalle, einer Grube von Figuren von Zivilbeamten, sowie einer Grube mit prächtig gestalteten Bronzewagen. Neben dieser riesigen Grube beherbergen die Funde der Terrakotta-Armee ebenfalls drei weitere Gruben, wobei eine davon keine Figuren enthielt. Im gesamten, erkundeten Gebiet finden sich über 500 Begleitbestattungen und Beigabengruben, welche das Leben des ehemaligen Kaisers widerspiegeln.

Warum wurde die Terrakotta-Armee errichtet?

Der Grund für den Bau der Terrakotta-Armee war die Tatsache, dass die Menschen des chinesischen Altertums daran glaubten, dass jeder Körper eine Seele besitzt und diese nach dem Tod des Körpers weiterlebt; nur eben nicht auf der Erde, sondern in einer anderen Welt. Das Grab stellte demnach eine Wohnstätte für die Seele dar und dementsprechend sollte auch alles, was im Leben besessen und genutzt wurde, wortwörtlich mit ins Grab genommen werden. Somit wurde Kaiser Qin Shi Huang nicht nur mit kostbaren Grabbeigaben bestattet, sondern auch mit seiner Armee, die er im Jenseits gut brauchen könnte. Der Herrscher ließ sich wortwörtlich mit seinem gesamten Hofstaat begraben. Schon zuvor gab es in China Bestattungen ähnlicher Art, jedoch nicht in diesem Ausmaß: wichtige Personen wurden mit Figuren aus Holz und Ton beigesetzt und aus einfachen Grabanlagen in Gruben wurden Abbildungen der Wohnungen der Verstorbenen.

Fundstücke in einer der Gruben zugehörig zur Terrakotta-Armee in Xi'An, China (2016).

Nahaufnahme der Soldaten der Terrakotta-Armee in Xi'An, China (2016).

Die Terrakotta-Armee: 8000 Soldaten in Reih und Glied

Die auf mehrere Gruben aufgeteilten Terrakotta-Soldaten ergeben Schätzungen zufolge 8000 Krieger – und das, obwohl nicht einmal die gesamte Armee ausgegraben wurde! Alle Krieger wurden in Schlachtordnung aufgestellt: in den ersten Reihen befindet sich die Vorhut mit Bogenschützen, dahinter der Haupttruppenteil mit Flankendeckung zur rechten und linken Seite, sowie zum Ende die Nachhut mit Armbrustschützen. Die Armee wurde im kleinsten Detail dargestellt und von Infanteristen über Reiter mit Pferden und Streitwagengespanne war alles dabei. Der Kaiser sollte wortwörtlich mit seiner gesamten Armee begraben werden – egal, wie detailreich die Arbeit dafür sein mochte! Neben den unterschiedlichen Soldatenrängen und Pferdegespannen gab es auch einen militärischen Führungsstab in Form von Generälen, welche in einer Kommandozentrale dargestellt wurden, die in der kleinsten Grube mit den Maßen 17.6 x 21.4 Meter gefunden wurden. Neben den vielen Einzelheiten der Kriegsdarstellung fanden Archäologen auch Opfergaben, bestehend aus Geweihen und Tierknochen, welche den Sieg des Heeres im Kriegsfalls sichern sollte.

Besonders beeindruckend ist, dass jeder Soldat sein eigenes Gesicht, seine eigene Körperform und seine eigene Bekleidung hat. Kein Terrakotta-Soldat gleicht dem anderen und die Details sind überraschend und atemberaubend zugleich: neben unterschiedlichen Gesichtern mit verschiedenen Bärten finden sich unterschiedliche Outfits mit Rüstungen, Kopfbedeckungen und sogar Mustern in der Kleidung. Die Figuren unterschieden sich ebenfalls in ihren Militärrängen, was an der Kleidung, an den Accessoires und auch an der Größe sichtbar war. Die Armee wurde nämlich in gigantischem Ausmaß angefertigt: Soldaten messen etwa 1.85 Meter, Generäle bis zu zwei Meter. Damit wurden die Figuren fast doppelt so groß erstellt, wie Menschen zu dieser Zeit groß waren. Somit sind die Soldaten der Terrakotta-Armee eine realistische Darstellung einer vollständigen Garnison.

Eine weitere Grube zugehörig zur Terrakotta-Armee in Xi'An, China (2016).

Eine Nahaufnahme der Terrakotta-Armee in Xi'An, China (2016).

Die Entdeckung der Terrakotta-Armee und heute

Die Terrakotta-Armee wurde im Jahr 1974 zufällig von Bauern aus dem Dorf Xiyang entdeckt, als diese einen Brunnen in die Erde graben wollten. Statt auf Grundwasser, stießen sie auf eine harte Erdschicht, woraufhin nach vier Metern Tonstücke zutage kamen, sowie ein Boden aus Ziegelsteinen und bronzene Pfeilspitzen. Wo jahrzehntelang erfolglos nach der Terrakotta-Armee gesucht wurde, war sie nun endlich gefunden worden – und das ganz zufällig! Nach mehreren Analysen wurde der Fund schließlich 1975 publik gemacht und die ersten archäologischen Untersuchungen wurden vollzogen. Bis heute ist übrigens nur ein Viertel der gesamten Anlage komplett freigelegt worden und trotzdem gibt es ganze vier Gruben zu sehen, die so riesig sind, dass das Gelände mit Besucherzentrum und Museum ganz und gar an die Größe vom Film Jurassic Park erinnert. Die Anlage ist gigantisch!

So planst Du Deinen Besuch bei der Terrakotta-Armee

Von Xi’An aus kannst Du ganz einfach einen Bus oder ein Taxi bis zum Museum nehmen. Die Busse sind zwar alle auf Chinesisch beschriftet und niemand spricht Englisch, doch wenn Du Dir vom Hostel einen Zettel geben lässt, auf dem in Chinesisch drauf steht, wohin Du möchtest, dann ruft der Fahrer Dich zum Aussteigen auf, wenn es soweit ist. Abgesehen davon kannst Du den Eingang des Mausoleum-Museums nicht verfehlen, da es wie gesagt gigantisch ist wie aus einem Jurassic Park – Film. Das Taxi fährt ungefähr 40 – 60 Minuten je nach Tageszeit.

Extra-Tipp: das Museum ist zwar immer von 8:30 bis 18 Uhr geöffnet, jedoch würde ich schon um 8:30, maximal um 9 Uhr da sein. China’s 1,4 Milliarden Einwohner wirken sich nämlich auf jeden Platz und jeden Ort aus, so auch hier: ab 9 Uhr ist es gerammelt voll und riesige Menschentrauben sind einfach normal. Da wird freundlich geschubst, gedrängelt und mit riesigen Gruppen gemeinsam durch die Wege der Grabanlage gewandert. Wer in China ist, der hat leider keine Wahl, da es immer voll ist, jedoch ist es immer besser reinzukommen, bevor die Busse ganze Reisegruppen, Schulklassen und Seniorenausflüge auskippt.

Eintrittspreis: etwa 20 Euro

Wichtig: nimm immer Deinen Reisepass mit! Dieser wird bei allen chinesischen Attraktionen geprüft und ohne kannst Du nicht eintreten.

 

Warst Du mal bei der Terrakotta-Armee?

 

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