Warum Du unbedingt einmal nach Georgien reisen solltest
Dies ist ein Gastbeitrag der lieben Esther von Esthers Travel Guide
Georgien war für mich bis 2017 eins der Länder, über die ich absolut keinerlei Vorstellung hatte. Selbst zu Armenien, dem Nachbarland, hatte ich eine konkretere Vorstellung, denn dort gibt es schließlich viele wunderschöne und recht bekannte Klöster. Erst vor Ort habe ich dann erfahren, dass dieses faszinierende und völlig unterbewertete Land fast alle Klimazonen aufweist bereits vor vielen Hundert Jahren eine wichtige Rolle spielte, als die prächtige Seidenstraße einst durch die Altstadt der verwinkelten und gemütlichen Hauptstadt Tiflis führte.
Du hast wahrscheinlich noch nie über eine Reise nach Georgien nachgedacht, oder? Dann wird es aber höchste Zeit. Georgien ist nicht nur recht schnell mit dem Flugzeug zu erreichen, sondern auch wahnsinnig günstig und vielseitig. Zum Glück konnte ich schon 4 Leute davon überzeugen, nach Georgien zu verreisen und alle haben mir positiv von ihren Erfahrungen berichtet.
Was ist das besondere an Georgien? Das Land ist wahnsinnig echt und authentisch. Ich habe Georgien als Land kennen gelernt, das tief in der orthodoxen Kirche verwurzelt ist. So prägen nicht nur die aus frühen Jahrhunderten stammenden wunderschönen Kirchen, sondern auch die in schwarze Roben gekleideten Priester das Stadtbild. Sie genießen hohes Ansehen in der Bevölkerung: Auf der Straße werden sie nicht nur gegrüßt, sondern oft werden ihnen auch die Hände geküsst. Man darf sich nicht wundern: Vater oder Papa heißt auf Georgisch “Mama”, und so werden auch die Priester angesprochen.
Wie komme ich nach Georgien?
Tiflis ist wie fast alle osteuropäischen Länder am einfachsten über München zu erreichen. Vom Flughafen, der überhaupt nur von nachmittags bis früh morgens geöffnet ist (check deswegen unbedingt gut Deine Verbindung!) kommt man bei guter Verkehrslage in etwa 20 Autominuten in die Innenstadt. Georgien hinterlässt direkt auf den ersten Blick einen sauberen und geordneten Eindruck und fast alle Schilder werden neben Georgisch auch auf Englisch bedruckt. Generell fallen die Georgier (zumindest in der Hauptstadt Tiflis) durch ihre ausgezeichneten Englischkenntnisse auf. Außerdem beherrschen viele von ihnen fließend Russisch: Erst 1991 wurde Georgien unabhängig von der Sowjetunion. Außerhalb von Tiflis ist einem daher mit Russisch sehr geholfen, wohingegen es mit anderen Sprachen deutlich schwerer wird.
Tiflis: Eine Stadt, die mein Herz erobert hat
Tiflis hat eine wunderschöne Altstadt, die von Kirchen, aber auch einer wunderschönen Moschee und vielen kleinen bunten Häusern bestimmt wird. Überall findet man kleine Restaurants, in denen man die typischen Landesspeisen ausprobieren kann. Neben ausgedehnten Spaziergängen lohnt sich auch eine Fahrt mit der Standseilbahn auf den Berg Mtazminda. Die Fahrt ist nicht teuer und dauert nur etwa 5 Minuten, doch der Ausblick von oben auf die Hauptstadt Georgiens ist unvergesslich. Vor allem abends, wenn die ganze Stadt zu leuchten beginnt, kann man es sich auf der Aussichtsplattform des großen Restaurants neben der Seilbahn gut gehen lassen.
Highlights in Tiflis und Umgebung
Highlights in Tiflis
- Die Metechi-Kirche, die über dem Fluss Kura thront
- Der Berg Mtazminda, auf den die 1905 in Betrieb genommene Standseilbahn führt
- Die Sini-Kathedrale, die als eine der heiligsten Stätten der georgischen Orthodoxie gilt
- Abanotubani, das Bäderviertel in der Altstadt
Highlights in der Umgebung
- Die Swetizchoweli-Kathedrale (georgisch für “lebensspendende Säule”) in Mzcheta, 20 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Sie wurde von 1010-1029 errichtet und ist die älteste Kirche Georgiens, sowieso UNESCO-Weltkulturerbe
- Das griechisch-orthodoxe Kloster Dschwari aus dem 6. Jahrhundert (ebenfalls bei Mzcheta)
- Nariqala, eine Festung aus dem 3. Jahrhundert, die die wichtigste mittelalterliche Burg Georgiens war
Um zu diesen Sehenswürdigkeiten zu gelangen, haben wir einen Taxifahrer für einen ganzen Tag angeheuert.
Georgien: Essen, wie ich es nie zuvor gegessen habe
Wahrscheinlich habe ich (außer in Aserbaidschan, es muss irgendwie am Kaukasus liegen) noch nie in meinem Leben so viel gegessen, wie in Georgien. Wer hier reist, der wird am Essen einfach nicht vorbei kommen, besonders dann nicht, wenn man Bekanntschaft mit Einheimischen macht. Die Georgier sind unheimlich freundliche und großzügige Gastgeber. Sie verstehen es vorzüglich, einen gewissen (aber nicht unangenehmen) Druck auf ihre Gäste auszuüben, doch noch ein kleines bisschen mehr zu essen, oder doch noch ein weiteres Gericht zu probieren. Fast alle Gerichte sind irgendwie deftig, meistens mit Fleisch und nur im orthodoxen Fastenmonat mit Fisch. Dazu gibt es eine unglaubliche und mir selten untergekommene Vielfalt an Vorspeisen aus Teig, Gemüse und Milchprodukten. Typischerweise kommen alle Gerichte in kleinen Portionen auf bunten Tellern und werden im Laufe des Abends einfach übereinander gestapelt. Wenn man zu 10. am Tisch sitzt – alle essen gemeinsam von der Mitte des Tisches – kann es gut sein, dass sich rund 100 kleine Teller mit Vor-, Haupt- und Nachspeisen auf dem Tisch befinden. Zum Essen werden Wein und Brände, aber auch Wasser und sehr süße Getränke gereicht.
Die georgische Festtafel wird dabei immer von einem Tischmeister, dem Tamada, geleitet, der während der Mahlzeit kunstvolle Trinksprüche verlauten lässt. Nach jedem Trinkspruch wird das Glas, das meistens mit georgischem Wein gefüllt ist, vollständig geleert, dann wird nachgeschenkt. Niemand kann sich diesem Ritual entziehen und so muss man wirklich aufpassen, nicht schon nach dem 3. Trinkspruch völlig betrunken zu sein. Der Trick ist, unauffällig nicht das ganze Glas zu leeren oder irgendwann auf Traubensaft umzusteigen. Steht der Tamada beim Trinkspruch auf, müssen auch alle anderen am Tische sitzenden Personen aufstehen. Mit Erlaubnis des Tamada dürfen sich auch andere Personen zu Wort melden und auf Georgien, Freundschaft, Familie, die Liebe oder das Essen anstoßen. Überträgt der Tamada die Würde, einen Trinkspruch zu erheben auf einen Gast, darf man sich ziemlich geehrt fühlen. Wenn Du bei Georgiern zu Gast bist, werden sie es unter keinen Umständen zulassen, dass Du aus eigener Tasche etwas bezahlst. Das Abendessen wird auf ihre Rechnung gehen.
Eine ganz besondere Süßigkeit: Als georgischer Snickers wird eine beliebte Süßigkeit namens Tschurtschchela bezeichnet, bei der man Haselnuss- oder Walnusskerne auf eine Schnur bindet und diese so lange in angedickten Traubensaft taucht, bis sich dünne Schichten über die Nüsse gelegt haben.
Wusstest Du schon…?
Georgien beansprucht mehrere Gebiete im nördlichen Teil des Landes für sich, die aber de facto von Russland besetzt werden. Diese zwei autonomen Regionen heißen Abchasien und Südossetien. Zwar betrachtet Abchasien sich unter der Bezeichnung “Republik Abchasien” als selbständigen Staat, gilt völkerrechtlich jedoch als Teil Georgiens. Seit 1993 verfügt Abchasien über eigenständige, von Georgien unabhängige staatliche Strukturen. Georgien übt keinerlei Souveränität über das Gebiet aus. Georgien und nahezu alle anderen Staaten der Welt betrachten Abchasien als okkupiertes georgisches Gebiet und sehen die Regierung der Autonomen Republik Abchasien in Tiflis als rechtmäßige Regierung an. Sie hat allerdings keinen direkten Einfluss auf die Region Abchasien selbst. Deshalb ist dringend davon abzuraten, diesen Gebieten bei einer Rundreise durch Georgien zu nahe zu kommen.
Währung und Sprache in Georgien
Die Währung Georgiens ist der Georgische Lari (GEL): 10€ sind etwa 30 Lari (Stand Januar 2019). Restaurants und Eintritte sind sehr günstig und mit etwa 10€ pro Tag (also 30 Lari) kommt man sehr gut zurecht. Hier findest Du ein paar Basics auf Georgisch:
- Danke (geor. geschrieben: გმადლობ/ gesprochen: gmadlob)
- Bitte (gehr. geschrieben: არაფერს/ gesprochen: araphers)
- Entschuldigung (geor. geschrieben: ბოდიში/ gesprochen: bodischi)
- Hallo (geor. geschrieben: გამარჯობა/ gesprochen: gamardschoba)
- Tschüss (geor. geschrieben: ნახვამდის/ gesprochen: nachvamdis)
- Nein (gehr. geschrieben: არა/ gesprochen: ara)
- Ja (geor. geschrieben: დიახ/ gesprochen: diach)
Georgien hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht und jedes Mal nur positiv. Die unfassbar freundlichen Menschen, die reiche Kultur und das wahnsinnig vielseitige und spannende Essen haben für mich eine perfekte Kombination ausgemacht. Außerdem bietet Georgien unberührte Natur (auf den zahlreichen Bergen kann man wunderbar wandern gehen, das ist mein nächstes Ziel!) und zahlreiche Klöster aus vergangenen Jahrhunderten. Das Land ist super authentisch und wird viel zu selten in die konkrete Reiseplanung eingebunden. Hoffentlich konnte ich Dich aber ein bisschen neugierig machen!
Wer steckt hinter Esthers Travel Guide?
Ich heiße Esther und bin Studentin, Buchautorin und Reisesüchtige. 63 Länder habe ich mit meinen 23 Jahren bereits bereist und es werden stetig mehr. Ich liebe den Orient, Orte abseits der typischen Touristenpfade und traditionelles Essen. Auf meinem Blog Esthers Travel Guide findet Ihr praktische Tipps und viel Inspiration, auch Euren Traum vom Reisen zu wagen!
Copyright-Hinweis: Fotos und Artikel von Esther Schirrmacher.