Die aktuellen Corona-Zeiten machen es uns nicht immer leicht: die einen sind in einem ewigen Homeoffice unterwegs, die anderen in Kurzarbeit. Auf einmal ist die Arbeitslast für die einen riesig, für die anderen auf einmal komplett weggebrochen. Für viele meiner Freunde war diese plötzliche Änderung genauso schwierig wie die soziale Isolation, in die wir uns begeben mussten. Jetzt machen zwar die ersten Läden wieder auf, doch da wir immer noch keinen Impfstoff haben, müssen wir akzeptieren, dass eine zweite Welle und somit auch eine zweite Schließung aller öffentlicher Einrichtungen und Geschäften kommen wird. Alles, was wir in den letzten zwei Monaten durchlebt haben, wird sich so lange wiederholen, bis wir alle geimpft sind. Somit ist es wichtig, dass wir jetzt an unserer mentalen Gesundheit arbeiten, um uns nicht in Frustration oder Traurigkeit zu verlieren. Gemeinsam schaffen wir es, durch diese harten Zeiten zu gehen und wenn Du es schaffst, Dich von negativen Gedanken und ungünstigen Gewohnheiten zu befreien, dann wirst Du gestärkt aus dieser Krise, die für die meisten von uns die allererste Weltkrise im Leben ist, herausgehen.  

Erster Baustein der mentalen Gesundheit: Dein Körper

Bevor ich zum Thema mentale Gesundheit komme, möchte ich Dich daran erinnern, dass Körper und Seele immer eins sind. Du kannst bereits an Deiner seelischen Gesundheit arbeiten, wenn Du Deinen Körper gut behandelst. Zum einen solltest Du genug Trinken, mindestens zwei Liter am Tag, besser noch drei Liter. Ich greife hier stets auf Kokoswasser (mein Lieblingsgetränk Nummer eins) und auf Infused Water zurück – also auf Wasser mit Früchten darin. Oft schneide ich mir Zitronenscheiben und Ingwer in meine Wasserkaraffe, manchmal aber auch Beeren. Da mir pures Wasser nicht sonderlich gut schmeckt, ist dies für mich die perfekte Alternative! Auch eigenen sich kalte Tees ohne Zucker perfekt als gesunden Drink über den Tag hinweg. Neben dem Trinken ist es wichtig, dass Du Dich gesund ernährst: esse fünf Mal am Tag Obst und Gemüse und achte darauf, dass Du Dich ausgewogen ernährst. Ich nehme dazu noch Nahrungsergänzungsmittel ein; allen voran B12, veganes Omega3 und Kurkumakapseln mit schwarzem Pfeffer. Vermeide weiterverarbeitete Produkte und Junkfood und Du wirst schon nach einer kleinen Weile merken, dass Du viel mehr Energie hast und auch ausgeglichener bist. Es stimmt wirklich: Du bist, was Du isst! Da wir gerade jetzt viel mehr Zeit Zuhause verbringen, kannst Du Dir Deine Ernährung einmal ansehen und vielleicht auch etwas Neues ausprobieren. Warum nicht jeden Tag einfach mal etwas Neues kochen?

Neben diesen grundlegenden und bekannten Regeln ist es natürlich auch wichtig, dass Du Dich mindestens drei Mal die Woche sportlich betätigst, denn nur so kannst Du Dein Immunsystem stärken und Dein System fithalten. Ich habe früher immer nur einmal die Woche Sport gemacht, doch inzwischen mache ich drei bis fünf Mal die Woche Sport. Auch jetzt im Lockdown (ja, der UK ist tatsächlich noch im Lockdown) mache ich immer noch Yoga, Pilates, Boxen, gehe joggen und mache intensive Workouts mit Youtube. Praktisch ist es hier auch, dass mein Partner Personal Trainer ist, denn wir können bequem zusammen trainieren. Wer eher unmotiviert vor Youtube-Workouts sitzt, der kann ganz einfach mit Freunden über Zoom Sport machen oder aber an Fitnesskursen von Profis teilnehmen, die ebenfalls über Zoom abgewickelt werden. Dies kostet zwar Geld, aber es wird sich lohnen! Nachdem ich nun vor einem Jahr auf drei bis fünf Mal die Woche Sport umgesattelt habe, kann ich Dir nur bestätigen, dass es wirklich einen Riesenunterschied macht, ob Du Dich bewegst oder nicht. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie gesünder gefühlt! Auch kann ich seitdem ich mehr Sport mache viel besser schlafen. Apropos schlafen: genügend Schlaf ist natürlich auch wichtig, um in Balance und in voller Gesundheit zu bleiben. Da wir nicht mehr Pendeln müssen und uns nicht unbedingt morgens 100%ig zurechtmachen müssen, können wir länger schlafen. Nutze diese Zeit und schlafe einfach länger, denn schlafen ist gut für Dich. Für all diejenigen, die in Kurzarbeit sind: Du musst nicht jeden Tag um sechs Uhr aufstehen und produktiv sein. Du hast jetzt die einmalige Gelegenheit, Dich zu erholen. Schlafe einfach ohne Reue!

Von Hobbies und Unproduktivität

Wenn es um mentale Gesundheit geht, geht es um viele Facetten. Ein wichtiger Punkt für die mentale Ausgeglichenheit sind Hobbies. Egal ob Du gerne strickst, backst, schreibst, liest oder stundenlang telefonierst, wichtig ist, dass Du Dir dafür immer genug Zeit nimmst. Gerade jetzt haben wir aufgrund ausgefallener Events und stornierter Urlaube die Gelegenheit, unsere Hobbies wiederaufzunehmen oder ihnen einfach mal öfter nachzugehen. Ich habe letztes Jahr aufgrund meines ersten richtigen seriösen Jobs wenig Zeit für meine Hobbies gehabt, was ich sehr bedauert habe. Nun habe ich aufgrund meiner wohl bis zum Herbst andauernden Kurzarbeit die Gelegenheit, jeden Tag meinen Hobbies nachzugehen als wäre ich wieder ein Teenager. Doch auch für alle im Homeoffice Arbeitenden ist nun die Zeit gekommen, direkt nach dem Feierabend in Hobbies einzusteigen. Schließlich bist Du ja bereits Zuhause!

Neben den Hobbies ist es auch wichtig, einfach mal nichts zu tun. Sei faul, liege herum und mach Dir nicht so eine Platte. Du musst nicht um jeden Preis aktiv mit Hobbies werden und schon gar nicht produktiv mit Weiterbildungen und anderen Dingen, nur, weil Du jetzt freie Wochenenden hast oder komplett in Kurzarbeit bist. Du musst nichts. Du kannst auch einfach nur jeden Tag auf dem Sofa liegen, stundenlang auf Instagram scrollen, einen Netflix-Marathon nach dem anderen schauen, am Computer zocken, ohne Ziel spazieren gehen oder einfach nur Löcher in die Luft starren und die Ruhe genießen. Ich finde es schade, dass so viele Menschen jetzt in den sozialen Medien Druck machen, dass wir die Zeit unbedingt produktiv und sinnvoll nutzen müssen. Doch Produktivität wird nicht von uns selbst definiert, wohl aber von der Gesellschaft, in der wir leben. Lange schlafen bedeutet demnach, dass wir faul sind. Wer nicht arbeitet, ist ein Nichtsnutz. Wer sich auf Kurzarbeit ausruht, hat das Geld nicht verdient. So ein Unsinn! Wir wurden nicht dazu geboren, produktiv zu sein. Auch können wir nur selbst definieren, was wir unter sinnvoll genutzter Zeit verstehen. Für mich ist sinnvoll genutzte Zeit auch mal der Tag in Yogahosen und Lumberjack-Shirt, wo ich den ganzen Tag netflixe, Sims zocke und eine Flasche Wein trinke.

Soziale Kontakte aufrechterhalten

Zur mentalen Gesundheit gehören nicht nur körperliche Bedürfnisse, Zeit für Hobbies und unproduktive Zeit, sondern auch die Pflege der sozialen Kontakte. Da wir eben keine Einsiedlerkrebse sind, sondern Menschen brauchen, boomt gerade die App „Zoom“, welche eigentlich für Firmenmeetings kreiert wurde. Für mich ist Zoomen ein fester Bestandteil meines Corona-Alltags und nicht mehr wegzudenken. Von Montag bis Freitag bin ich sehr oft einmal täglich in einem langen Videochat mit Freunden, was mir sehr gut tut. Wir können uns nicht nur sehen, sondern auch gemeinsam etwas trinken oder uns lachen sehen. Das ist so viel besser als telefonieren oder im What’s App chatten! Ich fühle mich seit dem Corona-Ausbruch meinen Freunden durch diese App viel mehr verbunden, da es nun mal auch keine wirkliche Alternative gibt. Aktuell dürfen wir uns hier in London mit einer Person eines anderen Haushalts im Park treffen, allerdings muss die Person aus dem Umkreis stammen und darf nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln besucht werden. Das bedeutet, dass ich nur vier Leute treffen kann, da meine Freunde über ganz London verstreut wohnen. Somit bleibt Zoom immer noch die beste Möglichkeit, um meinen ganzen Freundeskreis abzudecken. Ich bin inzwischen so dankbar, diese App gefunden zu haben, dass ich sie auch nach Corona nutzen werde, um mit Freunden in Deutschland zu quatschen.

In Balance bleiben

Wer die oben genannten Tipps schon beherzigt, der dürfte sich aktuell ganz gut fühlen. Ich persönlich habe jedoch auch schlechte Tage, in denen ich mir viele Gedanken über die Auswirkung des Virus auf mein eigenes Leben mache oder Angst habe, dass mein Vater, der Ü70 ist, eventuell Corona bekommt. Ich frage mich, wann ich wieder reisen kann und habe Angst um meinen Arbeitsplatz, da dieser an Märkte gebunden ist, die derzeit nicht verfügbar sind. Was mir dabei hilft, diese Gedanken abzuschütteln, ist in erster Linie mein Glaube und Mediation. Ich habe im Jahr 2017 in Melbourne Lama Ole Nydahl getroffen und bin offiziell zum Buddhismus konvertiert. Seit 2015 widme ich mich der Meditation, die ich aktuell täglich praktiziere. Meditation hat viele Vorteile für mich: sie bringt mich nicht nur in die Gegenwart, sondern reduziert Stress und Angst. Ich steigere nicht nur mein Glücksempfinden, sondern fördere auch positives Denken. Je ruhiger es in mir selbst wird, desto zufriedener und positiver werde ich sein. Ich meditiere immer auf meinem Meditationskissen vor meinem buddhistischen Altar und nutze die App „Insight Timer“, die ich Dir sehr empfehlen kann. Sie ist kostenlos, deckt verschiedene Sprachen ab und hat nicht nur geleitete Meditationen, sondern auch Mantra-Gesänge, motivierende Geschichten zum Träumen und klassische Meditationsmusik. Wer nicht alleine meditieren möchte, kann sich nach Meditationsgruppen umschauen, die derzeit über Zoom praktizieren.

Wer kein Fan vom Meditieren ist, der kann die Kraft der positiven Gedanken nutzen. Was mir immer hilft ist meine Überzeugung, dass alles aus einem Grund passiert. Dass ich nun in Kurzarbeit bin und nicht im Homeoffice, wird mir dabei helfen, mich mental nach einem harten Arbeitsjahr wieder auszugleichen und mir neue Perspektiven geben. Auch hat sich mir nun erschlossen, dass es wirklich die beste Entscheidung war, zurück nach London zu kommen und nicht wie geplant nach meiner Antarktiskreuzfahrt nach Australien zu gehen: hier habe ich nicht nur einen Partner, von dem ich geliebt werde, sondern auch Schutz vom Staat, was in Australien nicht der Fall gewesen wäre. Dort bekommen nur australische Staatsbürger Kurzarbeitergeld, alle Backpacker und Ausländer*innen auf Sponsorships mussten entlassen oder unbezahlt beurlaubt werden. Dies hat mir eine Freundin berichtet, die jahrelang in Sydney gelebt hat. Für mich wäre es das Ende eines Abenteuers gewesen! Mir gibt es ein wirklich starkes, positives Gefühl, wenn ich mich diesen positiven Gedanken hingebe. Aus allem, was uns widerfährt, können wir immer etwas Positives machen. Wir müssen es nur angehen!

Doch ich zähle nicht nur meine Segnungen, sondern auch meine Erfolge. Ich erinnere mich an die guten Zeiten, schwelge in Erinnerungen und übe mich in Dankbarkeit. Ich führe nun seit etwa anderthalb Jahren ein Dankbarkeitstagebuch in Form einer App namens „Delightful“. Hier trage ich jeden Tag drei Dinge ein, für die ich dankbar bin. Selbst jetzt, wo mein Leben so sehr heruntergefahren wurde, erfreue ich mich täglich an so vielen Dingen, die ich mir durch die App wieder bewusstmachen konnte. Es gibt so viele schöne Sachen, für die wir dankbar sein können! Und da wirst Du sicherlich auch viele Dinge finden… Positive Gedanken bekomme ich im Übrigen auch durch meine Wohnung. Wir Deutschen haben eines gemeinsam: wir richten uns gerne schön ein, da wir erkannt haben, wie wichtig die Umgebung und die eigenen vier Wände sind. Die Briten*innen sind da anders, denn wer hier eine schön eingerichtete Wohnung hat, der ist hier eine Ausnahme. Dabei kann eine schöne Wohnung so viel ausmachen! Ich genieße es, alles zu haben, was ich brauche, um mich frei entfalten zu können. Doch noch schöner finde ich, dass ich alle mir wichtigen Dinge immer sichtbar habe: Bilder und Souvenirs meiner Weltreisen finden sich überall. Ich habe eine Minibar in Form eines aufklappbaren Globus, einen Baldachin mit Lichterkette über dem Bett und einen buddhistischen Altar daheim. Mich macht dies so glücklich, da ich wichtige Elemente vereinen kann: das Reisen und das Gemütliche. Das ist bei Dir sicherlich genau dasselbe!

All diese Tipps haben mir sehr geholfen, in der Isolation fröhlich zu bleiben. Dabei habe ich am Anfang sehr daran zu knabbern gehabt, dass meine Reisen und Events ausfallen müssen, denn wie Du weißt, ist Reisen mein Leben. Ich hatte für dieses Jahr sieben Trips und ein Festival geplant, auf welches ich mich bereits gefreut habe, als es 2018 zu Ende ging (das Festival findet nur alle zwei Jahre statt). Nun kann ich nur noch hoffen, dass wir im November zu unserer Familie nach Südafrika fliegen können – und wenn nicht, dann werde ich mir diesen Artikel noch einmal ansehen, um darüber hinwegzukommen. Bleibe gesund!

Deine

Bildquelle: Pixabay

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