Warst Du eigentlich schon mal in der Hauptstadt von Bolivien? Sucre ist eine der schönsten Städte in Südamerika, doch bekommt bei Bolivienreisenden aufgrund seiner Lage und Größe eher weniger Aufmerksamkeit. La Paz und Salar De Uyuni, die größte Salzpfanne der Erde, sind jedoch auf jeder To Do Liste enthalten. Dabei lassen sich diese beiden Ziele wirklich bequem und einfach mit einem Trip in die bolivianische Hauptstadt verbinden. Mit dem Nachtbus erreichst Du Sucre nach etwa elf Stunden, was sich erst einmal schlimmer anhört, als es ist. Da die südamerikanischen Busunternehmen mit einer üppigen Zahl an Nachtfahrtmöglichkeiten wirklich sehr gut organisiert sind, neben alle Einheimischen immer die Nachtbusse. Mit den komfortablen Doppelstöckern kannst Du auch in einem vollbesetzten Bus schön schlummern und chillen, da die Sitze wie kleine Sofas sind. Da Sucre dann nur noch sechs Stunden von Uyuni entfernt ist, kannst Du hier auch wieder eine kleine Nachtfahrt unternehmen. Für mich hat es sich gelohnt, das Hauptstadtflair von Sucre zu erleben, denn dies ist wahrlich die ungewöhnlichste Hauptstadt, die ich je besucht habe!

Klare Fakten: das ist Sucre

Sucre wurde im Jahre 1538 von Pedro Redondo als „Ciudad de la Plata de la Nuveo Toledo“ gegründet und war zunächst als „La Plata“ bekannt, was auf Boliviens Reichtum an Silber zurückging. Im Jahr 1839 wurde die Stadt schließlich nach dem revolutionären Führer Antonio José de Sucre umbenannt und zur Hauptstadt Boliviens gemacht Sucre profitierte wirtschaftlich von seiner Nähe zur Silberminenstadt Potosi und fungierte als kulturelles, administratives und religiöses Zentrum. Sucre wurde im Jahr 1899 wegen des wirtschaftlichen Niedergangs Potosis als Regierungssitz zugunsten von La Paz aufgegeben. Dennoch blieb sie die konstitutionelle Hauptstadt des Landes mit dem Obersten Gerichtshof. Sucre hat heute 240.000 Einwohner und besticht in erster Linie durch die sehr gut erhaltene koloniale Altstadt, dessen Fassaden weiß strahlen und dessen rote Dächer in der Sonne nur so glitzern. Seit 1991 ist die Stadt im Weltkulturerbe vermerkt. Die Stadt liegt auf 2800 Metern Höhe und ist für sein gemäßigtes, angenehmes Klima bekannt – und tatsächlich auch für Schokolade, was in Anbetracht des Namens (Sucre ist französisch für Zucker), irgendwie ulkig erscheint.

Sucre, die Schokoladenstadt

Da Sucre nicht nur hervorragend nahe an der Silberminenstadt Potosi lag, sondern auch nahe am Dschungel, wo Kakaopflanzen wuchsen, kam es aufgrund der steigenden Nachfrage im 19. Jahrhundert dazu, dass Sucre sich mit der Herstellung von Schokolade befasste. Zunächst ging es nur um Trinkschokolade, dann wurden auch die festen Tafeln geläufiger. Oft wurden Zutaten aus der Region verwendet, welche die Schokoladentafeln nur noch mehr veredelten: Quinoa, Pfeffer, Kaffee oder auch Salz aus Uyuni wurden eingearbeitet und sind bis heute erwerbbar. Die tollste Schokolade gibt es übrigens bei Chocolates Para Ti, einem Chocolatier, der im Jahr 1990 gegründet wurde. Die heiße Schokolade, die ich mir dort bestellte, war eine der besten meines Lebens!

Nicht verpassen: die Sehenswürdigkeiten von Sucre

Da Sucre relativ klein ist, kannst Du alles locker zu Fuß besichtigen und würdest theoretisch auch an einem Nachmittag fertig werden, falls Du in Eile bist. Ich war jedoch drei Tage in Sucre, da ich die Ruhe, das warme Sonnenwetter und die weiße Altstadt so wunderschön fand. Ich hatte außerdem ein wirklich tolles Zimmer in einem Gästehaus mit wunderschönem Innenhof, der so schön bepflanzt war, dass er aussah wie ein dunkelgrüner Dschungel mit leuchtend roten Blüten. Es war einfach so schön! Doch nicht nur mein Gästehaus hatte einen Innenhof, so ziemlich alle Gebäude in Sucre haben diesen, ganz wie in Spanien, dem Kolonialvorbild Südamerikas. Dank des typischen Schachbrettmusters, in welchem Sucre als Kolonialstadt angelegt wurde, kannst Du Dich wunderbar orientieren und ohne Maps.Me einfach genüsslich durch die Gegend spazieren.

Besonders schön ist in Sucre der Plaza 25 de Mayo, welcher sich im Herzen der Hauptstadt befindet und dazu einlädt, im Schatten seiner tropischen Bäume Eis zu essen und das Treiben um einen herum zu beobachten. Ich habe dort jeden Tag gechillt und auch mal ein Buch gelesen. Es war wirklich schön entspannend! Alternativ kannst Du auch den Park Simon Bolivar besuchen, welcher der größte Park Sucres ist. Mir hat jedoch der Plaza 25 de Mayo besser gefallen. Neben diesem Highlight war für mich vor allem das Kloster La Recoleta ein Lieblingsaufenthaltsort, denn dieses liegt auf einer Anhöhe, von welchem Du einen Ausblick auf die weiße Stadt und die Berge hast. Hier treffen sich zum Sonnenuntergang im kleinen Säulengang des Klosters Menschen allen Alters, um gemeinsam Zeit zu verbringen, Bier zu trinken und den Sonnenuntergang zu beobachten. Oft findet zeitgleich ein Kunsthandwerksmarkt statt, der schöne Souvenirs verkauft. Ich habe dort zwei Abende mit meinem mexikanischen Freund verbracht und in Ruhe Bier getrunken und den Ausblick genossen. Wenn Du hier oben warst, dann weißt Du, warum Sucre als eine der schönsten Städte Südamerikas gilt! Einen guten Ausblick hast du übrigens auch vom Kloster Convento de San Felipe Neri, falls Du mal etwas anders sehen möchtest.

Ich würde Dir ebenfalls einen Besuch im Casa La Libertad empfehlen, welches ein Museum in einem historischen Gebäudekomplex ist, das heutzutage auch für Veranstaltungen und Feierlichkeiten genutzt wird. Ein anderes tolles Museum ist das Museo de Arte Indigena ASUR, welches Handwerks- und Kunstarbeiten der Einheimischen ausstellt. Wer dann noch tiefer in die Geschichte eintauchen will, der sollte am Cementerio General vorbeischauen, welcher der Hauptfriedhof der Stadt ist. Friedhöfe in Bolivien sind wie ein Labyrinth aus horizontalen Gräbern mit verschiedenen Grabgaben angeordnet und für alle, die das noch nie gesehen haben, wirklich spannend!

Essen und Trinken in Sucre

Ich war von der Auswahl an wirklich tollen Restaurants und Cafés in Sucre wirklich schwer begeistert. Südamerika war für mich als Vegetarierin nicht immer einfach und oft gab es wenig Auswahl, doch in Sucre bekam ich sogar vegane Optionen angeboten. Es gibt zwei komplett vegetarische Restaurants mit tollen Gerichten, doch mein liebstes Restaurant bzw. Café war das Condor Café. Hier habe ich eigentlich jeden Tag gegessen, da mir das Flair und die Auswahl wirklich gut gefallen haben. Das Condor Café ist wie alles in Sucre einfach zu finden und hat natürlich auch für Bolivien bekannte Speisen wie etwa die Saltenas (meist mit Fleisch gefüllte Teigtaschen) im Angebot. Verpasse es lieber nicht!

Top-Tipp für Sucre: Wenn Du immer mal Spanisch lernen wolltest, tue es hier. Die Preise sind im Vergleich zu anderen Orten und auch anderen südamerikanischen Ländern eher gering und Du hast hier die nötige Ruhe, Dich vollends auf den Kurs konzentrieren zu können, da sich das Nightlife von Bolivien auf eher andere Orte konzentriert – La Paz ist hier weitaus wilder als die schöne weiße Hauptstadt.

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