Longtailboote in der Bucht von Railay Bay, Thailand, 2015.

Eigentlich jeder Mensch hat den Wunsch, irgendwie irgendwann irgendwo hinzureisen. In meinem Leben habe ich vielleicht ein oder zwei Menschen getroffen, die keinerlei Interesse hatten, ihr Land zu verlassen, um die Welt kennenzulernen. Doch alle anderen waren begeistert: einmal nach Sansibar! Work and Travel in Australien! Machu Piccu erkunden! Einfach ein halbes Jahr abhauen und nur leben! Ihre Augen glänzten beim Träumen, doch irgendwann wurden sie ganz traurig. Es ginge ja nicht. Denn Reisen sei viel zu teuer und sie könnten sich nicht mal ein Wochenende in Paris leisten. Natürlich ist Reisen teuer, wenn nur das Beste erwartet wird: schlafen im Vier-Sterne-Hotel, Dinner im Restaurant oder Gruppentouren, die meistens unbezahlbar und dazu noch sinnlos sind, da es für die meisten Dinge keine geführten Touren braucht. Doch das ist kein eigentliches Reisen… Warum das so ist und warum Reisen manchmal sogar viel billiger ist, als daheimzubleiben, erzähle ich Dir in diesem Artikel!

Was Reisen teuer machen kann

Wer erinnert sich nicht an die Urlaube, die wir mit unseren Eltern verbracht haben? Meistens waren wir irgendwo in Südeuropa in einem Clubhotel am Strand, wo abends das Buffet leer geplündert wurde und danach Cocktails zur Feuershow der Animateure gebechert wurden. Tagsüber chillten wir am Strand, gingen in den Wellness-Bereich oder machten teure Ausflüge, aßen Mittag in hochpreisigen Restaurants auf einer Tourimeile und gingen danach Souvenirs shoppen. Zwei Wochen haben wir uns so richtig die Faulheit und den Luxus gegönnt, wohl aber nicht viel vom Land gesehen. Natürlich ist die Rechnung hier hoch: Flüge, ein Hotel mit mindestens vier Sternen, Pool, Spa-Bereich und Vollpension, Restaurant-Besuche und Shopping-Exzesse und schon kann die Rechnung locker bei 1000€ pro Person und Woche liegen. Mich wundert es nicht, dass Menschen, die Pauschalreisen buchen, so nur ganz selten weg fliegen können und glauben, dass Reisen teuer ist. Doch der Irrtum ist klein, aber fein: das ist keine Reise, das ist Urlaub.

Jacqui vor Graffitis in der Brick Lane in London, 2017.In meinem natürlichen Berlin-Alike-Habitat 2017: die Brick Lane ist einer meiner Lieblingsorte in London!

Der Unterschied zwischen Reise und Urlaub

In einem regulären Urlaub legen die meisten Menschen Wert darauf, diese seltenen zwei Wochen Freiheit mit der Familie zu genießen und die viel zu viele Arbeit endlich zu vergessen. Dabei wollen sie an nichts sparen und schmeißen ihr hart verdientes Geld zum Fenster heraus. Die Familie ist schließlich in Urlaub, da darf sich etwas gegönnt werden! Es ist durchaus nachvollziehbar, dass die zwei Wochen im Jahr rundum genutzt werden, doch dienen diese zwei Wochen zur reinen Erholung und Bespaßung. Mit dem Entdecken fremder Länder und Kulturen hat das nichts zu tun.

Eine Reise hingegen ist der Wunsch, ein Land zu besuchen, um es kennenzulernen. Hierbei geht es nicht nur um Sehenswürdigkeiten, sondern um den tiefen Wunsch zu erfahren, wie das Leben in diesem Land ist, wie die Leute sind und wie sich deren Kultur anfühlt. Auf einer Reise liegt niemand zwei Wochen am Pool oder gönnt sich jeden Tag teures Essen und Cocktails. Reisen bedeutet, auch mal in Null-Sterne-Unterkünften zu schlafen, mit den Einheimischen vor Ort zu essen oder selbst zu kochen. Keine Taxis zu benutzen, sondern öffentliche Verkehrsmittel. Nichts zu konsumieren, wenn nichts benötigt wird. Hier geschieht die Erholung über die aktive Entdeckung eines bisher fremden Landes.

Traumhafter Sonnenuntergang im Busch in Südafrika 2009.Ein Traum im Busch: der Sonnenuntergang im Krüger Nationalpark in Südafrika 2009. Auch Du kannst das erleben!

Backpacking als Lösung für jeden von uns

Wer sich von dem Gedanken verabschiedet hat, Urlaub zu machen, wird auf seiner Reise sehr viel Freude haben – und vor allem Geld. Die Millionen Backpacker*innen, die gerade zu dieser Zeit um die Welt reisen, machen es vor: wer loslässt, seiner Komfortzone entkommt und ohne jeglichen Luxus leben kann, der kann die ganze Welt sehen – auch als Mensch ohne viel Geld. Backpacking bedeutet nicht nur, dass ich einen Rucksack auf dem Rücken trage, sondern auch, das ich meine Reise an mein vorhandenes Budget anpasse. Da ich meist in meinem Rucksack alles habe, was ich zum Leben brauche, brauche ich nicht Shoppen zu gehen. Natürlich kann das ein oder andere Souvenir oder ein Flaggen-Aufnäher für den Rucksack drin sein, doch exzessive Shoppingtouren sind eher unbeliebt. Als Backpacker*in suche ich mir die günstigste Unterkunft, die ich nur dann variiere, wenn sie mir zu dreckig oder unfreundlich erscheint. Ich esse mit den Einheimischen in günstigen Restaurants oder ich koche selbst. Backpacker*innen nehmen öffentliche Verkehrsmittel und brauchen keine teuren Touren, da sie sich selbst organisieren. Mit Offline-Maps oder Sim-Karten des jeweiligen Landes, um das Internet zu nutzen, gelingt jede Sightseeing-Tour.

Was Reisen nun wirklich kostet

Wer sich mit seinem schmalen Taler entscheidet, als Backpacker*in zu reisen, der wird feststellen, dass er oder sie im Monat nicht unbedingt mehr ausgeben muss als die Einheimischen für ihren Lebensunterhalt. Eine für uns wunderbare Sache ist es nämlich, dass die meisten von uns zwar in Deutschland nicht wohlhabend sind, aber in 75% der restlichen Welt. Die Lebenshaltungskosten pro Monat sind in Asien oder in Afrika im Schnitt zwei Drittel geringer als in der westlichen Welt. In Thailand, Kambodscha und Vietnam komme ich beispielsweise mit 450 bis 500 Euro pro Monat mit allem super aus; in Nordindien kann ich sogar von 350 bis 400 Euro im Monat großzügig leben. Somit ist es ziemlich einfach für jeden, große Teile Asiens, Afrika und auch in Süd- und Lateinamerika mit einem schmalen Taler zu bereisen. Natürlich gibt es teure Ausnahmen wie Japan oder Südafrika, doch der überwiegende Teil der Kontinente ist günstig. In den meisten Ländern ist es auch oft genug drin, sich einen Cocktail zu bestellen oder einmalige Erlebnisse mitzumachen, da diese nur einen Bruchteil vom Preis unserer Welt kosten. Und wer sich auf Asien, Afrika und Süd- und Mittelamerika einlassen kann, der wird nicht nur preisgünstig reisen, sondern auch eine ganz neue Welt kennenlernen. Wer also plant, nur drei oder vier Wochen zu reisen, der kann sich locker an den Lebenshaltungskosten orientieren – und vor lauter Freude gar nicht wissen, wohin zuerst gereist werden soll.

Die Freiheitsstatue in New York City, 2008.Macht Dich sprachlos wie mich 2008: die New Yorker Freiheitsstatue live und in Farbe sehen. Ganz ohne Fernseher! 

Die Voraussetzung für günstige Langzeitreisen

Voraussetzung für die Möglichkeit, die geringen Lebenshaltungskosten in der Ferne zu bezahlen, ist jedoch die Aufgabe von Materiellem und gewohnten Dingen. Wer intensiv und länger als einen Monat die Welt bereisen will, der kann Zuhause keine Miete für die Wohnung, Kosten für ein Auto, den monatlichen Handyvertrag oder Versicherungen weiterlaufen lassen. Da die meisten Menschen von uns nicht reich sind, ist es nahezu unmöglich, mit den in Deutschland laufenden und hohen Lebenshaltungskosten gleichzeitig um die Welt zu reisen. Wer nur kurz unterwegs ist, kann einen Zwischenmieter finden, doch wer zeitlich unbegrenzt unterwegs sein möchte, der muss notgedrungen alle Zelte abbrechen. Die einfachste Lösung ist, Wohnung und Auto aufzugeben, Verträge und Versicherungen zu kündigen und sich aus Deutschland abzumelden, damit keinerlei Kosten zurückfallen können. Und keine Panik: Du brichst Deine Zelte ja nicht für immer ab. Du kannst immer wieder nach Deutschland zurück kommen und von vorne anfangen.

Die westliche Welt als Stolperstein für günstiges Reisen

Leider hat jede Sache auch einen Haken. Günstiges Reisen mag zwar für drei Kontinente super machbar sein, doch keiner davon beherbergt die westliche Welt. Europa, die USA, Kanada, Australien oder Neuseeland sind Stolpersteine für uns Weltentdecker*innen, da dessen Lebenshaltungskosten uns in die Knie zwingen. Australien ist hier die Königin der hochpreisigen Länder, denn hier bist Du locker 1500 Euro im Monat los und genießt davon keinerlei Luxus. In den 1500 Euro sind auch keine Ausflüge oder Eintritte enthalten, sondern nur die Kosten, die Du für Schlafen, Essen, Internet und Telefon und Mobilität verbrauchst. Und wenn schon allein 500 Gramm Tomaten sieben Dollar oder ein simpler Döner zehn Dollar kosten, dann ist das hart und lang ersparte Budget ganz sicher super schnell aufgebraucht. Auch die USA sind teuer; und da die meisten von uns weder Kansas Stadt noch Columbus in Ohio besuchen wollen, müssen wir für die Hollywood Hills, Manhattan oder Key West ordentlich blechen. Ein kleiner Lichtblick ist Europa, denn hier gibt es vereinzelt noch günstige Länder, die sich oftmals im Osten befinden. In Slowenien habe ich beispielsweise pro Tag nicht einmal zehn Euro für Essen und Unterkunft ausgegeben.

Wer jedoch unbedingt durch die westliche Welt reisen will, die natürlich auch wunderschön ist, der muss trotz Budget tiefer in die Tasche greifen, somit länger sparen oder nach Alternativen suchen: Work and Travel oder Auswandern auf Zeit. In der EU können wir beispielsweise überall arbeiten und wohnen, sodass es neben Arbeit trotzdem möglich wird, eine fremde Kultur kennenzulernen. Warum nicht mal ein Jahr in Rom leben? Oder sechs Monate in Stockholm? Diese Freizügigkeit hat unter anderem dazu beigetragen, dass ich sorglos in London leben kann, da ich durch meine Arbeit Geld verdiene und gleichzeitig die Kultur fühlen kann. Es gibt für alles eine Lösung. Diese hier ist ganz einfach: Reisen ist nicht teuer. Urlaub schon.

Jacqui mit einem Falken in der Wüste von Abu Dhabi 2014.Meine Träume von 1001 Nacht erfüllte ich mir 2013 und 2014 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. 

 

Wie sind Deine Erfahrungen, ist Reisen wirklich teuer?  

Deine

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Kommentare:

  • 14. August 2017

    Hey, Danke für den interessanten Artikel. Wir informieren in unserem Inselnauten Blog und Podcast speziell über Reisen auf die Malediven. Individuell und günstig kann man auf Einheimischen Inseln Urlaub machen und zahlt dabei nur einen Bruchteil im Vergleich zu den Luxus Resorts.

    So müssen also auch Reisen auf die Malediven nicht teuer sein!

    Liebe Grüße von den Inselnauten
    Yami und Toddy

    Antworten
  • Kaja

    15. August 2017

    Hi Jacqui!

    Ich stimme dir zu, man kann wirklich sehr günstig reisen! Insbesondere in Asien gibt es viele Länder, die man kostengünstig bereisen kann. Wir halten uns gerade längerfristig in Indonesien auf und arbeiten an unserem Startup. Das ist von den Kosten sogar günstiger, als wenn wir un Deutschland geblieben wären. Also kann das Reisen manchmal günstiger sein, als daheim zu bleiben! 😉
    Viele Grüße Kaja von https://www.direktflug.de/

    Antworten
  • 11. Februar 2018

    Ein fantastischer Beitrag, Jacqui 😉

    Ja, je mehr Komfort man ablegt, umso günstiger wird die Reise. Ich z. B. schlafe generell in Hostels im Schlafsaal. In Polen kommst du selbst in den Großstädten für nur 5 Euro unter 🤓

    Da ich auch lieber Geld spare, um öfter zu verreisen, hab ich mir auch irgendwann gedacht, dass ich einen Blog schreiben sollte. Der ist zwar noch sehr jung und hat derzeit nur deutsche Städte zum Thema, aber Beiträge über New York oder Zürich sind schon in Planung 😉

    Antworten
  • 8. Mai 2018

    Liebe Jacqui, ich empfehle auch auf jeden Fall WWOOFen und Couchsurfen, um Geld auf der Reise zu sparen. Und man kann ja auch das Rad nehmen oder zu Fuß unterwegs sein. Das spart nochmal Transportkosten. Ich würde nicht unbedingt so stark zwischen Reisen und Urlaub unterscheiden. Wahrscheinlich verdienen die Menschen vor Ort mehr durch die Standard-Touristen. Das ist auch Teil der Realität, und selbst als Backpacker*in bleibt man fremd*e Tourist*in im Land. Aber dein Artikel macht richtig Mut und Laune aufs Backpacken und Reisen mit kleinem Geldbeutel. Danke!

    Antworten

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