Do’s und Dont’s: eine Guideline für ethisches Reisen
Wer lange auf eine Reise hin gefiebert, hart gearbeitet und eisern gespart hat, der freut sich nach Ankunft im Zielland darauf, endlich einmal alles loszulassen. Ballast abwerfen ist wunderbar befreiend und jede Reise bringt einem nicht nur das ultimative Glücksgefühl, sondern auch einen richtigen Energiekick. Viele Weltenbummler werden auf reisen regelrecht übermütig, denn das anhaltende Gefühl der Euphorie macht schon wirklich ein bisschen natürlich high. Zu dem übermütigen Freudenleichtsinn gesellt sich die Tatsache dazu, dass wir viele Entbehrungen und harte Arbeit auf uns nehmen mussten, um uns unseren Reisetraum zu erfüllen, was bei manchen Travellern leider dahingehend ausartet, dass sie sich außer Rand und Band benehmen und ihre guten Manieren vergessen. Doch gibt es einige grundlegende Verhaltensregeln, auf die wir im Ausland besonders achten sollten. Ich habe daher eine kleine Guideline geschrieben, damit Fettnäpfchen und ethisch unvertretbare Ereignisse gar nicht erst passieren und welche Sachen grundlegend zu vermeiden wären, um die fremde Kultur, das Land und die Natur nicht zu beschmutzen.
Tierquälereien unterstützen
Elefantenreiten, Kamelausflüge oder mit Affen posieren, die lustige Hüte und Jacketts tragen – das ist zwar auf den ersten Blick ein tolles Souvenirfoto, doch hinter den Kulissen sieht es ganz anders aus. Die meisten Tiere werden misshandelt und gequält und in viel zu kleinen Kabuffs gehalten, in denen gerade Elefanten, die natürlicherweise 40 Kilometer am Tag zurücklegen würden, wirklich sehr leiden. Leider ist meine Weste selbst nicht ganz blütenrein, denn auch ich habe dem Elefantenreiten einmal zugestimmt, um meinem Kumpel eine Freude zu machen, denn er wollte partout nicht alleine gehen. Bis heute habe ich Schuldgefühle, dass ich dieses Verhalten unterstützt habe, denn das ist unverzeihlich für mich. Elefanten und andere Tiere gehören nicht in Ketten, nicht auf LKW-Ladeflächen und denen gehört auch kein Korb aufgeschnallt. Sie sollen so leben dürfen, wie wir auch: frei.
Die Natur durch Unvorsichtigkeit zerstören
Gerade beim Tauchen und beim Schnorcheln in Thailand ist mir aufgefallen, wie viele Korallenriffe vor den Küsten beschädigt sind – ganz besonders rund um die mega touristische Insel Koh Phi Phi, wo die Korallenriffe bereits wenige Meter vom Strand aus beginnen und wo direkt herein geschwommen werden kann, ohne ein Boot nehmen zu müssen. Viele Traveller sind unvorsichtig beim Schnorcheln und gehen sogar betrunken ins Wasser, was dazu führt, dass sie irgendwann aus Versehen auf eine Koralle treten und damit das Ökosystem stören. Hier ist Vorsicht angebracht, genau wie in der Natur generell. Im Dschungel Pflanzen ausreißen oder zertreten ist genauso schlimm wie Müll oder Zigarettenstummel zu hinterlassen.
Die traurige Realität hinter tierischen Attraktionen: unendliches Tierleid.
Müll hinterlassen, weil es andere auch tun
In vielen Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika ist es kein Geheimnis, dass es dort ein Müllproblem gibt. Unser Müllsystem in Deutschland ist hocheffizient und die Entwicklung hat Jahrhunderte gedauert – genau das wird uns bewusst, wenn wir andere Länder besuchen. Auch, wenn Indien mein Lieblingsland ist, ist es das vermüllteste Land, in dem ich je war. Auch, wenn der Müll und Unrat nach Monaten in Südostasien normal geworden war, fiel mir bei Ankunft in Indien zur Hochzeit im Mai 2016 wieder auf, wie extrem es noch einmal im Vergleich zu anderen Ländern mit Müllproblemen ist. Durch stinkenden Unrat stapfen und Ziegenherden auf riesigen Müllbergen nach Essen suchen zu sehen, das gehört in Indien zur Tagesordnung. Und trotzdem heißt das für mich nicht, dass ich jetzt auch loslege mit dem hinschmeißen von Müll – selbst dann nicht, wenn es keine Mülleimer gibt. Und in Teilen Asiens suchte ich Mülleimer wirklich vergeblich stundenlang. Die einzig richtige Lösung: den Müll bei sich behalten, bis sich ein Mülleimer findet. Denn gerade der Plastikmüll wird länger auf der Erde sein als wir.
Sich unverschämt benehmen, weil alles günstig ist
In Asien, Afrika und Lateinamerika kenne ich mich gut: ich drehe komplett frei, weil alles so günstig ist und ich endlich einfach mal alles haben kann. Zur Massage gehen? Jeden Tag im Restaurant essen? Mal ein Taxi nehmen? Hier kein Problem. Wo ich in der westlichen Welt an allem knapsen muss, weil es so teuer ist, gönne ich mir für meine Verhältnisse oft echt viel in Ländern, wo ich es mir leisten kann. Und wer will es uns verübeln? Auch Menschen, die in der westlichen Welt als arm gelten, möchten sich mal etwas gönnen – vor allem, wenn es Zuhause nie oder nur ganz, ganz selten geht. Dennoch sollten wir unsere Manieren und unser anständiges Benehmen auch hier nicht vergessen, denn nur, weil ich mir auf einmal Dinge leisten kann, die Zuhause nur der gut verdienenden Mittelschicht zukommen, muss ich nicht plötzlich das Königskind heraushängen lassen. Sich nicht zu bedanken, Geld hinzuwerfen oder Angestellte wie Dreck zu behandeln habe ich schon des Öfteren beobachtet.
Ein trauriges Problem der oft so schönen Länder in Asien, Lateinamerika oder Afrika: die Müllberge.
Kein Brocken der Landessprache sprechen
Selbst wenn Du nur ein paar Tage in einem anderen Land bist, solltest Du zumindest ein paar Brocken der Landessprache sprechen. Das hilft Dir nicht nur im Alltag weiter, sondern zaubert den Einheimischen ein Lächeln ins Gesicht. Und wer sich in der Landessprache begrüßen, verabschieden und bedanken kann, der zeigt auch immer ein wenig Respekt für die Kultur. Ich habe bisher in jedem Land einen kleinen Zettel mit den wichtigsten Floskeln dabei gehabt und auswendig gelernt, bis ich mich sicher fühlte. Außerdem zeigst Du nicht nur Respekt, sondern auch Engagement und Interesse am Reiseziel, denn nur seine eigene Sprache oder Englisch zu plappern, ist kein Zeichen von Integration.
Die Kultur der Einheimischen nicht kennen
Genauso wie ein paar Sprachbrocken zu lernen ist es wichtig, sich vorab mit der Kultur vertraut zu machen. Wenn Du nach Frankreich fährst, musst Du dich vermutlich nicht ganz so umstellen wie wenn Du nach Kambodscha oder China fährst, dennoch ist es ratsam, ein wenig über die Kultur zu wissen. Oftmals verursachen kulturelle Missverständnisse peinliche Situationen, Fettnäpfchen und Stress für die Einheimischen. Gerade in Asien ist die Angst groß, das Gesicht zu verlieren, was ziemlich einfach passieren kann, wenn wir nicht Bescheid wissen, wie die Einheimischen ticken. In Asien ist es zum Beispiel die größte Unsitte, mit der Fußsohle auf jemanden zu zeigen, was jedoch ganz schnell aus einer bequemen Sitzhaltung passieren kann. In China ist es sehr peinlich, wenn Du Dir in der Öffentlichkeit die Nase putzt, wobei rülpsen und pupsen okay ist. Und in den Arabischen Emiraten bedeutet ein hoch gestreckter Daumen nicht okay, sondern ist ein Zeichen für homosexuelles Interesse von Mann zu Mann. Darum: Obacht!
Thumbs Up! Aber besser nicht in den Arabischen Emiraten. Das kann unangenehm werden!
Zu freizügig und zu besoffen sein
Wir alle kennen Bilder von Rucksackreisenden, die besoffen, zugekotzt und halbnackt mit gespreizten Beinen auf dem Boden irgendwo auf einer Amüsiermeile in Asien liegen; Bilder von Touristen, die ungeniert am Strand Sex haben und Touristen, die sich besoffen mit anderen prügeln. Dieses Verhalten ist nicht nur sehr peinlich, sondern auch respektlos. In Asien beispielsweise ist es eine Unsitte, halbnackt zu sein oder öffentlich übereinander herzufallen. Auch zu besoffenes Verhalten verursacht eher Unruhe und starrende Blicke anstatt Frieden. Auch, wenn in vielen Ländern Alkohol super günstig ist, ist es trotzdem ratsam, sein Limit zu kennen und nicht noch den zehnten Gratis-Eimer mitnehmen, der gerade beim Feuerseilspringen zur Full Moon Party genommen wurde. Viele Kulturen finden das enthemmte und zügellose Komasaufen der westlichen Welt eine Zumutung. Zurecht!
Zu Drogen unbekannter Herkunft ja sagen
Drogen auszuprobieren ist meiner Meinung nach eines der natürlichsten Bedürfnisse des Menschen und jeder hat das Recht auf einen Rausch. Nur, weil einmal Drogen bewusst und kontrolliert konsumiert wurden heißt das nicht, dass gleich die Heroinnadel und der Straßenstrich droht. Und gerade, weil unsere Generation dieses Bewusstsein entwickelt hat, kommen unterwegs auf Reisende immer attraktive Angebote zu. Einen Bang-Lassi in Goa trinken, einen Magic-Mushroom-Shake in Thailand genießen, einmal Opium rauchen oder 100% reines Kokain in Südamerika für einen Dollar ziehen – hört sich gut an, doch sollten sich Interessierte hier besser erst einmal bedeckt halten. Wer unbedingt ballern will, der sollte sich informieren wo das Zeug herkommt, wie andere es vertragen und ob es vom Restaurant, Hostel oder von einem Straßenhändler angeboten wird, wobei von letzterem dringend abgeraten werden kann. Einige Straßenhändler sind verdeckte Cops die nur darauf warten, Ausländer*innen in Gewahrsam zu nehmen und eine riesige Kaution herauszupressen. Im Ernstfall drohen hier sogar lebenslange Haftstrafen je nach Land. Günstiger ist es, die Angebote von Restaurants und Bars anzunehmen, um sicher zu trippen. Oder eben ganz allein in einem Bungalow, wo niemand auf einen aufmerksam werden kann.
Geht gar nicht: zu besoffen und zu freizügig in fremden Ländern sein.
Was sollte auf Reisen noch vermieden werden?
Deine
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