Feedback Smileys (Pixabay).

Die Corona-Pandemie kam für uns alle völlig unvorhergesehen wie ein Blitzeinschlag. Auf einmal wurde all das Leben wie wir es bisher kannten, zum Stillstand gebracht. Lockdown, Kurzarbeit, Hausarrest: was sich anhörte wie ein Science-Fiction-Roman, war nun Realität. Ich hätte nie gedacht, dass es sowas wie einen Lockdown überhaupt geben könnte, zumal unser System auf Kapitalismus und nicht auf Menschlichkeit aufgebaut ist. Ich hätte niemals erwartet, dass die Pandemie so gehandhabt werden würde und ich werde auf ewig dankbar sein, dass ich diese ohne weiteren Schaden überlebt habe. Ich konnte den Lockdown dazu nutzen, mich intensiv mit mir zu befassen – zum ersten Mal nach der Weltreise. Und nicht nur die Welt, sondern auch alle Menschen hatten endlich die Möglichkeit, einfach zu heilen. Es wurde so viel Energie ausgetauscht, dass viele von uns heute eine verbesserte Version von uns selbst sind. Corona war schlimm, doch ich versuche in allem immer auch das Positive zu sehen. Hier kommt ein Einblick in die fünf größten Lehren, mit denen mich die Corona-Pandemie inspiriert hat.

Lektion 1: Deine Zeit ist endlich

Die größte Corona-Lektion ist für mich immer noch die Erkenntnis, dass unsere Zeit endlich ist – wir das aber einfach nicht verstehen. So viele Menschen verschieben ihre Auszeit, ihre Weltreise oder ihre anderen Lebensträume so weit nach hinten, dass es irgendwann keine Zeit mehr geben wird. Entweder, wir werden zu alt und zu gebrechlich, zu krank oder wir geben eben den Löffel ab – und dann ist es zu spät. Menschen haben häufig meine schnelle Entscheidungsfähigkeit und die folgenden Taten kommentiert und festgestellt, dass ich „immer sofort weiß, was ich will und mich dann drauf und dranmache, dies zu erreichen“. Es stimmt zwar, dass ich meine Träume immer in Erfüllung gehen lasse, jedoch weiß ich nicht immer sofort, was ich möchte. Manchmal überlege ich auch sehr lange, tue in der Zeit des Überlegens aber andere Dinge. Meine sonst aber generell schnelle Entscheidungsfähigkeit und die Tatsache, dass ich Dinge dann durchziehe, kommt von meiner Angst, nicht genug Zeit zum Leben zu haben. Diese Angst ist größer als meine Höhenangst, größer als Angst vor finanziellem Ruin, größer als alles andere in meinem Leben. Ich habe Angst zu sterben, bevor ich fertig bin. Meine Lebensmotivation ist mein Tod, den ich wirklich nicht erleben möchte, aber muss. Für mich hat Corona mir dies noch einmal vergegenwärtigt.

Lektion 2: Später ist heute

Ich kann es gar nicht oft genug sagen, aber später ist einfach heute. Ich habe mir dieses Mantra seit dem Bachelorabschluss immer wieder ins Gedächtnis gerufen, damit ich immer weitermache mit dem Abhaken meiner Bucketlist. In meinen Teens und Anfang der goldenen Zwanziger habe ich mich selbst und andere immer reden hören, dass wir bestimmte Dinge dann später machen – weil wir jetzt kein Geld hatten und keine Möglichkeiten so mitten im Studium. Doch die Zeiten haben sich lange schon geändert! Und auch, wenn ich immer ziemlich organisiert und ehrgeizig mit dem Abhaken meiner Bucketlist war, haben mich die Äußerungen von älteren Menschen immer stark beeinflusst. Viele kommentierten meine Weltreise mit Sätzen wie „Wow, ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, es einfach zu tun!“, „Vor dem Berufsleben die Welt erkunden – Du hast es richtig gemacht!“ oder „Richtig so. Du wirst später keine Zeit mehr haben das zu tun, was Du jetzt machen kannst!“. Mich haben diese Aussagen sehr zum Grübeln gebracht, denn ich hatte bis dato immer die Meinung, dass Jobs und Wohnungen ja einfach gekündigt und dann wieder neu gefunden werden könnten, es sei denn, jemand hat eine Familie.

 

Doch mit Anfang 30 habe ich gemerkt, wie sich die Aussagen der älteren Leute eigentlich anfühlten. Auf einmal war es auch für mich krass, den Job zu wechseln oder aufzugeben, denn es hatte so lange gedauert, bis ich endlich einen guten Job abbekommen hatte. Es scheint auf einmal schwierig, doch noch woanders hinzuziehen und anzufangen. Und wer sich den Wohnungsmarkt in Berlin anschaut, der stellt fest: etwas Passendes finden und dabei bleiben ist die richtige Strategie – fast wie bei ETFs als Anlageform. Noch dazu kommen nun Gedanken auf an die laufenden Kosten, die während einer weiteren Langzeitreise bezahlt werden müssten, denn wir müssen ja weiterhin privat anlegen, um später nicht von Altersarmut betroffen zu sein. Ganz ehrlich, solche Gedanken zu haben, habe ich mir nie erträumen lassen. Doch auch ich bin davon betroffen – auch, wenn ich noch mehrere Neuanfänge in meinem Leben starten werde. Ich stelle nur sicher, dass ich vor dem Neuanfang dann die Chance ergriffen habe und kurzzeitig etwas von der Bucketlist abgehakt habe, was danach eventuell nicht mehr abgehakt werden kann.

Glückliche Frau im weihnachtlichen London (Pixabay).

Lektion 3: Nutze Umbruchsphasen für Lebensträume…

So viele Menschen wollten 2020 auf Weltreise gehen, ein Work and Travel Jahr unternehmen, irgendwo im Ausland ein Volontariat machen. Und puff: der Traum ist geplatzt. Stattdessen saßen wir alle im Lockdown-Hausarrest Zuhause und hatten keine Möglichkeit mehr, irgendetwas umzusetzen. Während ich diesen Artikel schreibe, ist es Mai 2021 – und seit Januar 2020 war ich nicht mehr außerhalb von Europa, seit August 2020 nicht einmal mehr herunter von der britischen Insel. Für mich war das einfach eine krasse Erfahrung, eingesperrt zu sein und auch keine Möglichkeiten zu haben – selbst, wenn ich wollte! So fiel mir ein, dass ich auf jeden Fall die nächste Umbruchsphase in meinem Leben nutzen möchte, bevor ich wieder zum nächsten gehe. Denn auf sechs Monate Kurzarbeit folgte das Homeoffice, sodass ich die erleichternde Lücke praktisch „ungelebt“ verstreichen lassen musste – auch, wenn ich natürlich viel Zeit für meine innere Entwicklung und für meine äußeren Lebensumstände hatte und für diese auch ewig dankbar sein werde. Komisch war es trotzdem. Somit beschloss ich in der ersten ungenutzten Lücke meines Lebens, dass ich vor meinem nächsten Umzug, wenn ich den UK irgendwann verlasse, auf jeden Fall wieder mehrere Monate backpacken gehe. Denn was danach kommt und wie lange es dann keine Lücke mehr geben wird, kann niemand genau vorhersagen… Und why the fuck not?!

Ein Mann geht mit dem Koffer eine Straße entlang (Pixabay).

Lektion 4: …oder für das Lernen von Neuem

Ich habe im ersten, superlangen Lockdown in Kurzarbeit die Zeit genutzt und mir Gedanken über wichtige Themen in meinem Leben gemacht. Ich habe etwas über Geldanlagen und Rentenlösungen gelernt, habe mir Gedanken um meinen zukünftigen Wohnort gemacht, meinen Lebensentwurf überprüft und mir überlegt, was ich beruflich genau machen möchte, da ich mich aus finanziellen Gründen gegen eine Karriere in der Creative Industry entschieden habe. Nebenbei habe ich über LinkedIn Learning Photoshop, Premiere (Videobearbeitung) und anderes gelernt, was ich ewig einmal lernen wollte. Ich habe private Projekte wie das Erstellen eines Videos meiner Modeljahre und das Ausdrucken eines Weltreise-Erinnerungsbuches erledigt, sowie meinen Traum-Masterstudiengang gefunden. Die Quintessenz dessen ist: ich habe die Umbruchsphase bzw. Lücke dazu genutzt, mir Gedanken um Dinge zu machen, für die ich bisher keinen Kopf hatte. Es hat super funktioniert, denn ich habe direkt alles umgesetzt von dem, was ich machen wollte – und bin nun ein ganzes Stück weitergekommen.

Bücher auf dem Schreibtisch (Pixabay).

Lektion 5: Unproduktive Zeiten sind lebenswichtig

Vor dem ersten Lockdown war ich ziemlich überarbeitet, gestresst und genervt. Meine dreieinhalbjährige Weltreise war nun endgültig vorbei und mein Lebensmittelpunkt war (und ist immer noch) nun wieder der UK. Und während ich den Grundstein für meine Sales-Karriere gelegt hatte, hatte ich viele andere Bucketlist-Events gebucht, eine neue Beziehung und Familie zu pflegen, meine Erlebnisse auf Weltreise zu verarbeiten und die Tatsache zu schultern, dass ich ein ganz anderer Mensch geworden war. Ich hatte so viele Dinge um die Ohren, dass ich zu Beginn des ersten Lockdowns ausgebrannt war. Ich brauchte knapp fünf Monate, um nicht mehr müde, kaputt und ausgelaugt zu sein – was einfach nicht geht. Durch Corona habe ich gelernt wie wichtig es ist, Pausen zu machen und einfach auch mal zu chillen. Von Gymnasialzeiten an schon auf Produktivität gedrillt, musste ich es erstmal wieder lernen, dass es okay ist, nicht jeden Tag neue Rezepte auszuprobieren, Frühsport zu machen, etwas Neues zu lernen oder den Tag zu verplanen. Corona hat mir gezeigt, dass ich auch den ganzen Tag im Schlafanzug Netflix schauen, Pizza und Eis essen kann und danach nicht einmal aufräumen brauche, denn das kann auch noch wann anders gemacht werden. Ohne Corona hätte ich es nie geschafft, unproduktiv innezuhalten und einfach mal ohne Plan zu entspannen. Mein ganzes Leben hat von meinem Chill-Skill profitiert!

In der Hängematte (Pixabay).

 

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